Der Leistungskurs Politik-Wirtschaft des 13. Jahrgangs nahm kurz vor den Herbstferien einen spannenden Perspektivwechsel vor: Statt vom Klassenzimmer aus über internationale Politik zu urteilen, versuchten die Schüler*innen nun im Rahmen einer Simulation selbst praktikable Lösungen für den immer noch währenden Syrienkonflikt zu entwickeln. Hierfür konstituierte sich der UN-Sicherheitsrat nicht wie gewöhnlich im UN-Hauptgebäude in New York, sondern in der Aula am Gymnasium Johanneum in Lüneburg. Dabei tauschten die Schüler*innen ihre üblichen Rollen als Schüler*innen mit denen von internationalen Delegationen ein. In dieser einberufenen Versammlung wurde die Frage thematisiert, wie die internationale Gemeinschaft im Jahr 2020 mit der komplexen Situation verantwortungsbewusst umgehen soll. In der unterrichtlichen Vorbereitung wurden sowohl Ideen und Prinzipien der Vereinten Nationen (UNO, United Nations Organization) als auch die internationale Schutzverantwortung gegenüber der Bevölkerung aller Länder (R2P, Responsibiliy to Protect) behandelt. Die simulierte Sitzung ermöglichte einen Einblick in die diplomatische Praxis rund um den Syrienkonflikt und provozierte im Nachgang eine kritische Überprüfung des UN-Sicherheitsrats.
Die kontrovers geführte Diskussion führte in Verbindung mit diplomatischen Hintergrundgesprächen zu einer authentischen Atmosphäre. Jede eingebrachte Resolution (=Beschluss einer politischen Versammlung) wurde kritisch beleuchtet. Dabei wurden die Machtverhältnisse zwischen den ständigen (USA, Russland, China, Großbritannien und Frankreich) und nicht-ständigen (in dieser Simulation Deutschland, Türkei, Israel und Iran) Mitgliedern deutlich: Um eine Resolution über politische oder auch wirtschaftliche Sanktionen verabschieden zu können, bedarf es einer zustimmenden Mehrheit von 60% und gleichsam der Zustimmung aller Veto-Mächte (= ständige Mitglieder). Die Debatte um eingebrachte Resolutionsentwürfe wurde abrupt von der ,,Breaking News” über den untersuchten Giftgasangriff gestoppt und beeinflusste maßgeblich die weitere Diskussion (siehe OPCW-Bericht vom 8.4.2020). Dabei hatte der moderierende Sitzungsleiter die wichtige Aufgabe, den Diskussionsstrang im Blick zu behalten und strukturiert über die Resolutionsvorschläge abstimmen zu lassen. Von den eingebrachten fünf Resolutionen wurde keine ausreichend angenommen. Fast wie in der Realität.
Verantwortliche Lehrkraft: Sebastian Czempik