Vor 200 Schüler*innen der Oberstufe fand eine abwechslungsreiche Podiumsdiskussion zur kommenden Landtagswahl in der Aula statt. Im Mittelpunkt standen die Themen Mobilität und Wohnen, aber auch schnelle Entscheidungsrunden wurden gespielt und Fragen aus dem Publikum beantwortet.
Der Grundkurs Politik-Wirtschaft (12. Jg.) hat zu den einzelnen Kandidat*innen folgende Beobachtungen gemacht:
Beobachtungen zu Pascal Mennen (Grüne):
Pascal Mennen kam sehr offen und mit einem Lächeln im Gesicht in das Gebäude des Johanneums. Während der Podiumsdiskussion hört er den anderen Abgeordneten aufmerksam zu und ging auf deren Aussagen in seinen Antworten im Bezug auf das Wahlprogramm seiner Partei, aber auch seiner eigenen Meinung, selbstbewusst und respektvoll ein. Besonders auffallend ist eine sehr fokussierte Vorgehensweise die gesamte Diskussion über. Insgesamt macht Herr Mennen einen guten und souveränen Eindruck auf die Zuhörer*innen der Podiumsdiskussion.
Beobachtungen zu Anna Bauseneick (CDU):
Eingeladen wurde Anna Bauseneick zu einer Podiumsdiskussion, bei der sich die jungen Zuschauer/innen besonders auf die Diskussion gefreut haben. Erhalten hat das Publikum allerdings eine Podiumspräsentation von der CDU-Kandidatin, und diese war noch nicht einmal spektakulär. Nach anfänglicher Nervosität duzte sie sich fröhlich, griff jeden einzelnen Punkt auf, den ein/e Kandidat/in übereinstimmend mit ihr bereits nannte und füllte den Rest mit Zitaten aus dem Wahlprogramm. Natürlich muss eine Kandidatin für ihre Partei sprechen und werben, allerdings geschieht das normalerweise, indem man herausstellt, was die eigene Partei von den anderen abhebt, was sie besser macht. Kontroversen und unterschiedlichen Positionierungen wurden aber mehr oder weniger elegant umgangen. Bei Anna Bauseneick lag der Fokus auf dem Gemeinsamen, selbst die beliebige Frage zum Schluss an eine/n Kolleg/in wurde genutzt, um eine gemeinsame Petition mit der FDP zu bewerben. Erreicht hat sie ihr Publikum nicht, was aber auch schwer ist bei einer Abstinenz von jeglicher Emotionalität oder inhaltlicher Besonderheit.
Beobachtungen zu Andrea Schröder-Ehlers (SPD):
Besonders stachen lange ausführliche Antworten bei der SPD Abgeordneten Andrea Schröder- Ehlers heraus. Ihr, folgedessen hoher Redeanteil, wenn es nicht sogar der ausgeprägteste gewesen ist, dominierte in der Podiumsdiskussion. Sichtlich versuchte sie die Entscheidungen ihrer Partei aus der letzten Legislaturperiode gut darzustellen und sich bei gehäuften Fragen, von dem Kandidaten Herr Lehrke, respektvoll zu rechtfertigen. Obwohl der ein oder andere stichelnde Kommentar auch bei ihr nicht zu einer Verkneifung des Kopfschüttlers führte. Überraschend war es nicht, hinsichtlich dem Fakt, dass wir in der letzten Legislaturperiode eine rot-schwarze Landesregierung hatten und ihre Partei zum Teil die Bundesregierung sowie den Bundeskanzler stellte, dass sie oftmals befragt wurde. Die Fragen hat sie dennoch seriös beantwortet und immer wieder eigen Initiative gezeigt antworten zu wollen, so auch als das Publikum die Möglichkeit hatte zu fragen. Dabei versuchte sie trotzdem offensichtlich ihre Partei und die vergangenen Entscheidungen zu verteidigen, einige Male führte dies auch zum Kritisieren anderer Parteien.
Beobachtungen zu Anna-Lena Narewski (FDP):
Anna-Lena Narewski wirkte zu Beginn der Podiumsdiskussion etwas unsicher – sie kratzte sich vermehrt an der Hand und blickte nervös in die Runde. Doch diese Unsicherheit legte sich nach ein paar Minuten später. Nachdem die Vorstellungsrunde der Kandidaten beendet war und es zum Thema Verkehrspolitik überging, war Narewski die erste, die die Initiative ergriff und zur ersten Frage etwas sagen wollte.
In ihren Antworten stellte sie immer wieder die Stellung ihrer Partei in den Vordergrund. Begriffe wie “Innovation” und “Freiheit” fielen dabei sehr oft. Auffällig war, dass Anna-Lena Narewski und Anna Bauseneick (CDU) sich immer wieder bei ihren Antworten, die inhaltlich generell sehr ähnlich waren, eifrig zunickten. Insgesamt wirkte es für uns Zuhörer so, als ob sich die beiden schon vorher kannten und sich auf der Bühne einfach “die Bälle zu spielten”. Da kann man sich schon fragen, warum die beiden Parteien überhaupt zwei verschiedene Kandidaten stellen, wenn sowieso beide dieselbe Meinung vertreten.
Durch die Moderatoren wurden in der Mitte der Diskussion kurze Fragen gestellt, auf die die Kandidaten mithilfe von Kärtchen mit Ja oder Nein antworten mussten. Dort war sich Narewski oft nicht sicher, ob sie Ja oder Nein
wählen sollte und drehte daraufhin das Kärtchen zur Hälfte zu Ja und zur Hälfte zu Nein. Das ist schade und betont leider wieder den Unsicherheitsfaktor vom Anfang. Jedoch muss man sagen, dass Anna-Lena Narewski während der Diskussion trotzdem immer selbstsicher geantwortet hat. Schließlich kann man sagen, dass der Redeanteil Narewskis etwa mit dem von Pascal Mennen (Bündnis 90 / Die Grünen) gleichzusetzen ist – nicht zu hoch,
aber auch nicht zu gering.
Beobachtungen zu Roth Rogée (Die Linke):
Mit der humorvollen Kritik „Niedersachen sei am Besten im Streiten” zog Frau Rogée, Kandidatin der Partei „Die Linke“, gleich zu Beginn viel Aufmerksamkeit auf sich. Auch wenn sie bei längeren Diskussionen eher im Hintergrund blieb, stellte sie ihre Position in den Bereichen Verkehr und Wohnen mit Hilfe knapper aber kraftvoller Argumente dar. Die Aussagen „Wir müssen zurück zur Schiene finden“ und „Wohnen ist ein Menschenrecht
und ein Grundrecht“ verdeutlichten ihre Kritik sowohl an der aktuellen Situation als auch der Herangehensweise anderer Parteien, „Warum Wahlprogramme, wenn man es nicht einhält“. Mit ihrem vergleichsweise eher geringen Redeanteil schaffte sie leider nur einen Bruchteil ihres Wahlprogramms den Schülern näherzubringen.
Beobachtungen zu Nicolas Lehrke (AfD):
Er hat selber verdeutlicht, dass er nicht davon ausgeht, dass die AfD Teil einer Koalition wird, hat aber bei einer Frage zuversichtlich geantwortet, dass er die Landtagswahlen gewinnen kann. Außerdem ist er selbstsicher aufgetreten und hat andere Parteien, wie die SPD, politisch hinterfragt und stark kritisiert. Herr Lehrke hatte durch seine geringe Selbstinitiative wenig Redeanteil, aber bei direkten Fragen dennoch souverän geantwortet. Nur bei intensiven Sachdiskussionen zeigte er wenig Interesse an Auseinandersetzungen und hat wenige konkrete Vorschläge eingebracht. Am Ende wies er darauf hin, dass das Bundesland Niedersachsen sich dafür einsetzen müsse, dass die Bundesregierung zurücktrete und die Russland-Sanktionen aufhören müssten.
Vielen Dank an die Moderator*innen, den beiden Kursen Politik-Wirtschaft (12. Jg.), die Technik-AG und natürlich an die Kandidat*innen!
LZ 23.9.22 Podiumsdiskussion Landtagswahl22