Als das Johanneum begann, sich im Rahmen der EXPO 2000 mit einer eigenen Website im Internet zu präsentieren, entstand auch die Dokumentation „Prominente ehemalige Johanniter“.
Es war klar, dass auch die schon damals fast 600-jährige Tradition dieses Gymnasiums eine wichtige Rolle spielt.
Wodurch kann man diesen Aspekt besser zum Ausdruck bringen als durch die prominenten Persönlichkeiten, die in sechs Jahrhunderten aus dem Johanneum hervorgegangen sind?
Hier stellen wir diese Persönlichkeiten vor – chronologisch geordnet nach ihrem Geburtsjahr. Das Johanneum dankt vor allem dem ehemaligen Lehrer Gerhard Glombik für das akribische Zusammentragen der Informationen und die detaillierte Darstellung.
Verleger, Bürgermeister in Lüneburg
Die von Sternsche Druckerei ist die älteste heute noch in Familienbesitz befindliche Druckerei Europas.
1582 | Johann Stern wurde 1582 als Sohn des gleichnamigen Buchbinders und Buchhändlers Johann (Hans) Stern und der Kaufmannstochter Anna geb. Soltau in Lüneburg geboren; der Vater Hans Stern war aus Bevensen nach Lüneburg gekommen, hatte 1580 eine Buchbinderei gegründet und brachte es zu einer angesehenen Stellung in Lüneburg (1583 Bürgerrecht, 1588 und 1597 Kauf von Häusern am Sande) |
1598 | wahrscheinliches Ende des Besuchs des Johanneums in Lüneburg |
1606-11 | Ausbildung als Buchdrucker (Ort unbekannt), danach als Buchdruckergeselle im väterlichen Betrieb |
1614 | Tod des Vaters Hans Stern |
1623 | Johann Stern und sein Bruder Heinrich gründen die Stern’sche Druckerei und Verlagsbuchhandlung in Lüneburg; Genehmigung des Rates der Stadt Lüneburg zum Druck für eigene Verlagswerke (nicht für Nachdrucke anderer Bücher); |
1624 | Konflikt mit dem Rat der Stadt wegen des Nachdrucks eines Buches von Varensius; 1625 Kurfürstlich- sächsisches Privileg für die Herstellung und den Vertrieb von Bibeln; |
1624-28 | forderte die Pest während des 30-jährigen Krieges in Lüneburg 6000 Tote; das Bedürfnis nach religiöser Literatur stieg; |
1629 | Konflikte mit dem Rat der Stadt, weil Johann Stern als Quartiermeister der städtischen Wachmannschaft angeblich ungenügende Verteidigungsmaßnahmen veranlasste |
seit 1630 | Briefwechsel mit Herzog August in Hitzacker, der 1634 Herzog von Wolfenbüttel wurde |
1632 | Lüneburg schließt geheimen Vertrag mit Schweden wegen Einquartierung von Truppen |
1636 | Transport der Bibliothek des Herzogs August nach Wolfenbüttel unter der Leitung Johann Sterns, um sie vor der Plünderung durch die Schweden zu retten; Besetzung des Lüneburger Kalkbergs durch die Schweden; der schwedische Oberst Stamer verhandelt mit Johann Stern über den Abzug der Schweden (3.9. 1637) |
1637 | Im Dezember wird der alte Rat der Stadt vom Herzog suspendiert und ein neuer Rat aus herzoglicher Gnade berufen, dem Johann Stern als vierter Bürgermeister angehört; |
1639 | Nach Anfeindungen durch Mitglieder des alten Rates stellt Johann Stern das Gesuch auf Entlassung von seinem Amt; der Herzog setzt einen neuen Rat ein. |
1643/45 | Johann von Stern wird 1643 geadelt und erhält 1645 ein kaiserliches Privileg (Ausdehnung der landesherrlichen Privilegien auf das ganze Reich) |
1656 | Johann von Stern stirbt und wird in der Gruft der Familie Stern in der Johanniskirche bestattet. |
Arzt, Forschungsreisender
Es gibt bis heute kein authentisches Porträt von Engelbert Kaempfer. Diese eigenhändige Zeichnung zeigt Kaempfer 1691/92 vor dem Shogun tanzend, der rechts hinter einem Bambusvorhang verborgen sitzt.
1651 | Engelbert Kaempfer wird am 16.9. in Lemgo (frühere Grafschaft Lippe) als zweiter Sohn des Magisters und evangelischen Predigers der St.Nikolaikirche zu Lemgo Johann Kemper und seiner ersten Ehefrau Christine (geb. Drepper), einer Pfarrerstochter, geboren. Aus dieser Ehe gingen noch zwei weitere Söhne hervor. |
1665 | Besuch des Gymnasiums in Lemgo |
1667 | Besuch des Gymnasiums in Hameln |
1668-70 | Schüler am Johanneum zu Lüneburg; besonders am historischen und philosophischen Untericht des Gymnasialdirektors Kettenbeil interessiert. |
1670-73 | weitere Bildung in Lübeck, Danzig, Torn und Krakau |
1673 | Staatswissenschaftlicher Vortrag in Danzig über “die zwiefache Majestät” (Valedictio, Disputation) |
1680 | Studium der Naturgeschichte und Arzneikunde in Königsberg |
1681 | Kaempfer erwirbt die Magisterwürde in Krakau; er reist über Danzig und Upsala nach Stockholm |
1683 | Durch Bekanntschaft mit dem schwedischen königlichen Geheimrat Esias von Pfuffendorf erhält er eine Stellung als Legationssekretär bei einer Gesandtschaft für den russischen und persischen Hof; |
ab 1683 | Kaempfer reist von Schweden aus durch Russland und verdient am persischen Hof mit seiner Heilkunst so viel Geld, dass er selbst eigene Reisen finanzieren kann. Er erforscht auf Reisen vier Jahre lang Persien. |
1689 | Reise als Schiffsarzt nach Sumatra und Java |
1690-92 | Reise nach Japan; Kaempfer betritt als erster Deutscher in Nagasaki japanischen Boden und studiert auf Reisen die japanische Kultur, Architektur und Natur. Er hält die Ergebnisse in präzisen Zeichnungen und Beschreibungen fest; 1691–92 unternimmt er zwei Reisen zum Hof des Shogun in Tokio. |
1693 | Rückkehr nach Amsterdam |
1693-94 | Promotion in Leiden; der Titel der Dissertation, die Kaempfer schon auf dem Seeweg vorbereitet hatte, lautet:”Disputatio medica inauguralis…” , |
1694 | Rückkehr nach Deutschland; Leibarzt des Grafen zu Lippe; Aufenthalte in Lieme, Lemgo und Detmold |
1701 | Heirat mit der jungen Kaufmannstochter Maria Sophie Wilstach; die Ehe ist nach wenigen Jahren zerrüttet. |
1712 | Teile von Kaempfers botanischen Beobachtungen und alle Kapitel seiner Dissertation erscheinen in den “Amoenitates Exoticae” (Lemgo). |
1716 | Engelbert Kaempfer stirbt am 2.11. in Lieme. |
Komponist und Hofkapellmeister
Aus J.A.P. Schulz wurde ein großer Musiker und Komponist. Er schrieb Opern, ein Melodram „Le Barbier de Séville“(1786) und Klavierwerke. Seine Hauptbedeutung liegt auf dem Gebiet des Liedes. Er schuf nach dem erstarrten Odenstil der Barockzeit ein neues schlichtes Kunstlied in volkstümlichem Charakter mit den Sammlungen „Lieder im Volkston“ (3 Teile 1782, 1785, 1790 ) und „Oden und Lieder“ (1786). Besonders bekannt sind die Melodien „Der Mond ist aufgegangen“, „Alle Jahre wieder“, „Ihr Kinderlein kommet“. Auch als Musiktheoretiker machte er sich einen Namen durch seine Schrift „Gedanken über den Einfluß der Musik auf die Bildung des Volkes“ (1790). Er gab unter dem Namen Kirnbergers die „Wahren Grundsätze zum Gebrauch der Harmonie“ (1773) heraus (Nachdruck Hildesheim 1970).
1747 | Johann Abraham Peter Schulz wird am 31.3. in Lüneburg als Sohn eines Bäckers geboren |
1759-64 | Er besucht das Johanneum in Lüneburg, nachdem er bis 1759 Schüler der Michaelisschule gewesen war. |
1765 | J.A.P. Schulz wird Schüler des Berliner Komponisten und Musiklehrers
J.Ph. Kirnberger, der 1739 – 41 Schüler von J.S. Bach gewesen war |
1768 | J.A.P. Schulz wird Klavierlehrer der polnischen Gräfin Sapieha |
1769-72 | Bildungsreisen nach Italien und Frankreich |
1773-80 | Aufenthalt in Berlin, 1776-80 als Dirigent am Französischen Theater in Berlin; 1778 Leiter des Privattheaters der Kronprinzessin Friedrieke Luise |
1780-87 | Prinzlicher Hofkapellmeister in Rheinsberg;1781 Heirat mit Wilhelmine Flügel; 1784 früher Tod seiner Frau;
1782- 85 Herausgabe der “Lieder im Volkston”; 1786 Zweite Heirat mit Caroline Flügel |
1787-95 | Dänischer Hofkapellmeister in Kopenhagen |
1795 | Rückkehr nach Berlin , Aufenthalt in Rheinsberg, 1797 Tod seiner zweiten Frau Caroline; |
1798-99 | Aufenthalt in Stettin |
1800 | Am 10.6. stirbt J.A.P. Schulz in Schwedt an der Oder. |
Jurist
Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung
1797 | Georg Theodor Meyer wurde am 5.2. als Sohn eines Kämmereisekretärs in Lüneburg geboren. | |
1815 | Abschluss des Johanneums und Beginn des Jurastudiums | |
1818 | Als Dr.jur. und Rechtsanwalt ließ sich G.Th. Meyer in Lüneburg nieder. | |
1831 | Als gemäßigter Liberaler wurde Meyer der Vertreter Lüneburgs in der zweiten Kammer der allgemeinen Ständeversammlung in Hannover. Er war an der Kommission zur Entwerfung eines Staatsgrundgesetzes unter König Wilhelm IV. beteiligt, das 1833 in Kraft trat. | |
1838 | Als der neue König Ernst August 1837 (Ende der Personalunion mit England) das Staatsgrundgesetz aufhob, gehörte er der Opposition in der Ständesversammlung an, die der Aufhebung des Staatsgrundgesetzes nicht zustimmte. | |
1839 | Als die königliche Regierung am 21.2. 1839 den oppositionellen Abgeordneten ein Ultimatum stellte, legte G.Th. Meyer sein Mandat nieder. Er wurde in Lüneburg zum Senator gewählt. | |
1841 | G.Th. Meyer wurde am 5.6. 1841 zu einer Unterredung mit König Ernst August von Hannover geladen, in der er den Eindruck gewann, dass der König nicht an der Unzufriedenheit im Lande und der wachsenden bürgerlichen Unruhe schuld sei. Meyer reagierte mit Entsetzen, als er erfuhr, dass sein Sohn in Lüneburg mit Arbeitern Verbrüderung gefeiert habe. G. Th. Meyer wurde Präsident der zweiten Kammer der neu berufenen Ständeversammlung. |
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1848 | Als Folge der Februarrevolution in Frankreich verstärkten sich auch in Lüneburg die Aktivitäten liberaler Bürger und am 11.3. wurde ein Bürgerverein gegründet. Am 30.3. traf G.Th. Meyer als Abgesandter Lüneburgs für das Frankfurter „Vorparlament“ in Frankfurt ein. G. Th. Meyer war tief beeindruckt von den vielen politischen Diskussionen und Tischreden in den Wirtshäusern Frankfurts. Er schrieb an sein Frau: “Von dem jetzigen politischen Leben hier hat ein Norddeutscher gar keinen Begriff“. Am 4.4. trat er die Rückreise nach Lüneburg an, um am 2.5. von 64 Wahlmännern aus Lüneburg und Uelzen erneut zum Abgeordneten der Nationalversammlung in Frankfurt nominiert zu werden. G.Th. Meyer war ein liberaler Anhänger der konstitutionellen Monarchie, bei der der Monarch durch einen Fürstenrat, ein Volksparlament und ein unabhängiges Bundesgericht kontrolliert werden sollte. Außenpolitisch trat G.Th. Meyer für eine starke und unabhängige Stellung Deutschlands unter den Großmächten Europas ein. Gemeinsam mit Dahlmann und Mohl arbeitete G.Th.Meyer in einem Ausschuss , der die Geschäftsordnung der Nationalversammlung prüfen sollte. Er stellte sich als Kandidat für die Stellvertretung des Parlamentspräsidenten zur Ver- fügung , wurde aber nicht gewählt. Seine Frau Margarete, die sich ebenfalls in Lüneburg engagierte, schrieb in dieser Zeit über die Ereignisse in Lüneburg, dass Lüneburger Bürger mit einer Veranstaltung, an der auch ein bewaffnetes Corps von Johanneumsschülern teilgenommen hatte, die Eröffnung des Frankfurter Parlaments gefeiert hätten. Am 14.6. 1848 legte G.Th. Meyer sein Mandat nieder und reiste aus Frankfurt ab, da er zum Landdrost von Hildesheim gewählt worden war. |
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1850 | G.Th. Meyer wurde zum Minister für Kultus in Hannover ernannt. | |
1851 | Nach dem Todes des Königs Ernst August wurde er aus dem Kabinett entlassen; er blieb Mitglied der zweiten Kammer. Als ihm vom neuen König Georg V. Urlaub verweigert wurde, legte er sein Mandat nieder. Er widmete sich nur noch seiner Heimatstadt Lüneburg. | |
1870 | Am 12.9. 1870 starb G.Th. Meyer in Lüneburg. |
Gedenkstein für Hermann Ritter auf dem Yanaka- Friedhof Tokio (Foto: T.Ozawa)
Die Inschrift lautet:
DEM ANDENKEN DES HERRN HERMANN RITTER DR. PHIL. GEWIDMET VON SEINEN SCHUELERN.
Literaturhinweis: Takeshi Ozawa, Hermann Ritter (1827-1874), ein Pionier der westlichen Naturwissenschaften in Japan, in Historia Scientiarium Vol. 19-3/2010 S. 225- 234
1827 |
Geboren am 15.12. 1827 in Leese (bei Hannover) als Sohn des Amtsvogtes Ludwig Siegfried Heinrich Ritter und der Marie Agathe Ritter; 1832 Tod des Vaters |
1834-42 |
Besuch des Johanneums in Lüneburg; Mathematikunterricht bei Konstantin Schmalfuss |
1842-54 |
Apothekerlehre und Leitung einer Apotheke in St. Louis (USA) |
1854-57 |
Rückkehr nach Deutschland, Studium der Naturwissenschaften an der Universität Göttingen bei Prof. Friedrich Wöhler |
1857-59 |
Arbeit an der Landwirtschaftlichen Versuchsstation in Möckern (Leipzig); Reisen nach St. Petersburg, Moskau und Paris; Arbeit im chemischen Labor an der Polytechnischen Schule in Hannover |
1860 |
Promotion an der Universität Göttingen |
1870 |
Einladung nach Japan durch die Meiji-Regierung; Lehrer für Chemie und Physik am Chemischen Laboratorium der Osaka-Academy in Osaka; |
1872 |
Erster Besuch des Meiji-Tennos am Chemischen Laboratorium |
1873 |
März 1873: Berufung an das Institute of Enlightement (Kaiseisho, heute Universität Tōkyō) als Lehrer für Physik und Chemie;9.10.1873 Zweiter Besuch des Meiji- Tennos |
1874 | Hermann Ritter stirbt am 25. Dezember an den Folgen einer Infektion mit Pocken und wird auf dem Ausländerfriedhof von Yokohama bestattet |
1874 |
Die Studenten Hermann Ritters errichten einen Gedenkstein zu Ehren ihres Lehrers auf dem Yanaka- Friedhof in Tokio |
1877 |
Gründung einer wissenschaftlichen Gesellschaft für Chemie in Japan durch die Studenten Hermann Ritters |
Jurist
Landtagsabgeordneter, Vorsitzender des Nationalvereins, Abgeordneter des Reichstages und Vorsitzender der Nationalliberalen Partei
1824 | Rudolf von Bennigsen wird am 10.7.1824 in Lüneburg als Sohn des Capitäns im Infanterie-Regiment (später Generalmajor) Karl von Bennigsen geboren, der als Leutnant 1813 die Schlacht an der Göhrde mitgemacht hatte. Er stammte aus einem niedersächsischen Adelsgeschlecht, das nach seinem Gut Bennigsen bei Springe benannt wurde. |
1833-38 | Besuch des Johanneums in Lüneburg, Abitur in Hannover 1842 |
1842-45 | Jurastudium in Göttingen (bis 1843) und Heidelberg (bis 1845) |
1846 | in Lüchow als Kandidat des Rechts |
1848 | in Osnabrück als Auditor in der Justizkanzlei |
1849/50 | Ernennung zum Kanzlei-Assessor in Celle |
1850 | als Assessor in der Justizkanzlei in Aurich |
1852 | in Hannover als zweiter Staatsanwalt, danach als Richter in Göttingen |
1855 | Wahl als Abgeordneter in die zweite Kammer des hannoverschen Landtages; in der liberalen Opposition engagiert |
1856 | Niederlegung seines Amtes als Richter, als ihm die Regierung eine zeitweilige Beurlaubung für die parlamentarische Arbeit verweigerte; Bruch mit den Grundsätzen des Adels; Übernahme des Gutes Bennigsen von seinem Vater |
1859 | Gründung des Nationalvereins, dessen Vorsitzender er bis 1867 blieb; Engagement für die deutsche Reichseinheit |
1866 | erstes Zusammentreffen mit dem preußischen Ministerpräsidenten Graf von Bismarck |
1867 | Abgeordneter des Reichstages des Norddeutschen Bundes und des Preußischen Abgeordnetenhauses, Vorsitzender der Nationalliberalen Partei |
1868 | Landesdirektor von Hannover |
1871 | nach der Reichsgründung : Abgeordneter des Deutschen Reichstages und Führer der Nationalliberalen im Deutschen Reichstag |
1873-79 | Präsident des Preußischen Abgeordnetenhauses |
1878 | Bruch mit Bismarck u.a. wegen des Sozialistengesetzes; 1881 Spaltung der Nationalliberalen |
1883 | Bennigsen legt alle Abgeordnetenmandate nieder |
1887 | Erneutes Reichstagsmandat, Vorsitz der Nationalliberalen Partei |
1888 | von Kaiser Wilhelm I. zum Oberpräsidenten der Provinz Hannover ernannt |
1898 | Niederlegung des Abgeordnetenmandates und Rücktritt als Oberpräsident, Ruhestand |
1902 | Am 7.8. 1902 stirbt Bennigsen auf seinem Gut. In Hannover erinnert seit 1907 ein Denkmal an Rudolf von Bennigsen. In Lüneburg weist eine Bronzetafel am Lüneburger Landratsamt auf sein Geburtshaus hin ; 1960 wurde eine Straße nach ihm benannt |
Bernhard Riemann (1826 – 1866), der nicht nur in mathematischen Fachbüchern, sondern zum Beispiel auch im Brockhaus und im Internet als ein Genie bezeichnet wird, legte vor mehr als 150 Jahren sein Abitur am Johanneum ab.
In einem Vortrag, der am 20.9.96 anlässlich des 590. Geburtstag des Johanneums gehalten wurde, hat Dr. Dörte Haftendorn den Versuch gewagt, Riemann als Mensch und Mathematiker zu würdigen. Die Zusammenfassung dieses Vortrags (Johanneum intern Nr. 11 Dez. 96, Red. Frau Dr. Krämer) ist im Folgenden etwas aufbereitet.
Bernhard Riemann wurde 17. September 1826 in Breselenz bei Dannenberg geboren.Sein Vater war dort Pastor. Sein Elternhaus wurde vor seinem Abbruch in einer Fotografie festgehalten. Hier wuchs Bernhard mit einem Bruder und vier Schwestern auf. Er hatte eine glückliche Kindheit, nur litt die ganze Familie unter der Armut eines Dorfpfarrers. Manche Biographen sehen in der Unterernährung in der Jugendzeit einen Grund für den frühen Tod Riemanns, seiner Elten und mehrerer seiner Geschwister.
1833 erhielt der Vater die Pfarrstelle in Quickborn, einem Dorf in der Elbniederung ganz dicht bei Dannenberg. Bis in sein 13. Lebensjahr erhielt Bernhard privaten Unterricht bei seinem Vater und dem Lehrer Schulz. In Mathematik übertraf er bald seinen Lehrer.
Daher zog er nach seiner Konfirmation Ostern 1840 zu seiner Großmutter nach Hannover, um dort das Gymnasium zu besuchen. Anfangs hatte er dort Schwierigkeiten wegen seiner großen Schüchternheit, machte dann aber gute Fortschritte.
Nach dem Tod seiner dort lebenden Großmutter kam er 1842 nach Lüneburg und trat in die Untersekunda (Klasse 10) des Johanneums ein. Es ist bekannt, daß er seit 1844 bei Dr. Seffer, einem Lehrer des Johanneums, als “Pensionär zu ermäßigtem Kostgeld” wohnte. Um den Kontakt zu seiner Familie zu halten, legte er aus Geldmangel die 50 Kilometer nach Quickborn so manches Mal zu Fuß zurück.
Der Direktor des Johanneums war der pädagogisch begabte und durchsetzungsfähige Dr. Karl Haage, dem es gelang, die Qualität der Schulbildung so zu steigern, daß ein Oberschulrat aus Hannover 1829 erklärte, dass das Johanneum nicht bloß die beste Schule im Hannoverschen sei, sondern auch unter den dreißig Schulanstalten, die er als preußischer Schulrat kennengelernt habe. Bernhard Riemann wurde von Dr. Seffer nicht nur beherbergt, sondern auch pädagogisch betreut: Der später so berühmte Denker schaffte nämlich seine Aufsätze nicht in der vorgegebenen Zeit: Er “blieb immer im Rückstande, […] daß die Lehrer-Conferenz den Schulgesetzen gegenüber seinetwegen in Verzweiflung war.”
Nach Haages plötzlichem Tod 1843 wurde mit Friedrich Constantin Schmalfuß zum ersten und einzigen Mal ein Mathematiker Direktor des Johanneums. Er hat es verstanden, die Bedenken, “ob ein Mathematiker für diesen Posten wohl recht geeignet sei”, zu zerstreuen. Zum Glück für die Mathematik und Bernhard Riemann, denn Schmalfuß hat sein Talent richtig eingeschätzt und ihm Bücher der damals führenden Mathematiker zur Verfügung gestellt. In einem späteren Brief äußerte sich der Mathematiklehrer über seinen berühmten Schüler: “Die Fassungskraft für mathematische Gegenstände gab sich mir sofort kund und es bedurfte bei Riemann nur der Andeutung eines mathematischen Gesetzes, um dasselbe mit den weitesten Consequenzen und in feste Form gebracht zu sehen, und zwar in größter Allgemeinheit.” Schmalfuß ließ Riemann zwar am normalen Mathematikunterricht teilnehmen, aber er “sann darauf, ihm in jeder Stunde etwas zu bieten, was seinen Kräften angemessen war, und jedesmal ist er über die Grenze, die ich als seine Schranke und wohl auch als meine betrachtete, hinausgegangen…”.
Die Abiturprüfung brachte den Lehrer an die Leistungsgrenze: Er prüfte die Zahlentheorie von Legendre und stellte fest: “daß ihm alles, worauf ich als Examinator mich nicht ohne Mühe vorbereitet hatte, […] geläufig war.” Bernhard Riemanns Maturitäts-Zeugniß erster Klasse Ostern 1846 enthält im wesentlichen gute Beurteilungen – wobei erneut sein langsames (weil zu gründliches) Arbeiten bei der Abfassung von Aufsätzen bemängelt wird -, in Mathematik und Physik steht jeweils das Prädikat vorzüglich, obwohl – trauriges Vorzeichen – “sein Schulbesuch mehrmals anhaltend durch Krankheit unterbrochen war.”
Die Aussage der Lehrer des Johanneums, dass Riemann “durch seine Anlagen entschieden auf das Studium der mathematischen Wissenschaften hingewiesen” sei, gefiel seinem Vater nicht. Bernhard mußte in Göttingen Theologie studieren. Nebenbei hörte er aber Mathematikvorlesungen, und schließlich gelang es ihm, den Vater umzustimmen.
In Göttingen hörte Riemann unter anderem die Vorlesung von Carl Friedrich Gauß über die Methode der kleinsten Quadrate. Da ihn die wenigen Vorlesungen, die Gauß hielt, nicht ausfüllten, siedelte er zum Studium nach Berlin über, um dort unter anderen Dirichlet zu hören.Aus Riemanns Zeit in Berlin ist persönlich wenig bekannt. Die Revolution von 1848 wird als bloße Tatsache in seinen Briefen erwähnt. Im Frühjahr 1849 kehrte er nach Göttingen zurück und hörte dort den Experimentalphysiker W. Weber. Als Mitglied des pädagogischen Seminars beschäftigte sich Riemann mit naturphilosophischen Fragen, und er legte im November 1850 seine Gedanken über eine einheitliche mathematisch-physikalische Naturauffassung in einem Aufsatz dar, in dem er forderte, “eine vollkommen in sich abgeschlossene mathematische Theorie […], welche von den für die einzelnen Punkte geltenden Elementargesetzen bis zu den Vorgängen in dem uns wirklich gegebenen continuierlich erfüllten Raume fortschreitet, ohne zu scheiden, ob es sich um die Schwerkraft, oder die Electricität, oder den Magnetismus, oder das Gleichgewicht der Wärme handelt”. Diese Überlegungen sind in eine weitgreifende mathematisch-physikalische Arbeitsrichtung einzuordnen, die im 19. Jahrhundert durch J.Cl. Maxwell, H. v. Helmholtz und durch H. Hertz schließlich im 20. Jahrhundert zum Versuch einer allgemeinen Feldtheorie von Albert Einstein führte.
Nach jahrelanger sorgfältiger Vorbereitung konnte Riemann im Dezember 1851 seine Doktordissertation “Grundlagen für eine allgemeine Theorie der Funktionen einer veränderlichen komplexen Größe” abschließen und öffentlich verteidigen. Er führt darin so wichtige Begriffe wie die Riemannsche Fläche und Zahlenkugel ein. Das wichtigste Ergebnis dieser auch von Gauß hoch anerkannten Dissertation ist der berühmte Riemannsche Abbildungssatz. 1853 wurde Riemann Assistent von W. Weber im mathematisch-physikalischen Seminar.
Seine Habilitationsschrift 1854 “Über die Darstellbarkeit einer Funktion durch willkürliche Funktionen” enthält nicht nur die Fourierreihen, ohne die elektronische Musik undenkbar ist, sondern das Riemannsche Integral, ohne dessen Kenntnis heutzutage niemand Abitur machen kann. Riemanns Habilitationsvortrag 1854 enthielt Erkenntnisse, die ihm einen bleibenden Platz nicht nur unter den Mathematikern, sondern auch unter den Wegbereitern der wissenschaftlichen Weltanschauung sicherten. Seine Untersuchungen über das Vorhandensein von Ursachen für die objektiv realen Maßverhältnisse und seine Forderung, die physikalische Forschung in diese Richtung zu orientieren, wird als eine der genialsten naturwissenschftlichen Leistungen des 19. Jahrhunderts anerkannt. Sie gingen schließlich bei Albert Einstein in die Grundlagen der allgemeinen Relativitätstheorie ein.
Es ist verständlich, dass Riemann bei seinen ersten Vorlesungen trotz sorgfältiger Vorbereitung Schwierigkeiten hatte, der sehr kleinen Zahl von Studenten seine Gedankengänge nahezubringen, hatte er doch keinerlei Lehrerfahrung. Zum ersten Mal erhielt er jetzt ein Jahreshonorar von 200 Talern. Inzwischen fand er jedoch so viel Anerkennung, daß er als Assessor in die mathematische Klasse der Göttinger Gesellschaft der Wissenschaften aufgenommen wurde.
Sein Leben war schwer: Die Mutter hatte er früh verloren. 1855 starben der Vater und eine Schwester. Sein in Bremen als Postsekretär lebender Bruder musste für die drei anderen Schwestern aufkommen, denn Riemann verdiente als Privatdozent viel zu wenig. Seine ohnedies schon schwächliche Gesundheit hatte unter den übermäßigen geistigen Anstrengungen so gelitten, daß eine längere Erholungsreise notwendig wurde, nach deren Rückkehr er endlich zum außerordentlichen Professor mit einem Jahresgehalt von 300 Talern ernannt wurde. Als auch der Bruder und eine weitere Schwester 1857 starben, zogen die beiden verbleibenden Schwestern zu ihm nach Göttingen. Die in der Familie grassierende Krankheit war die Schwindsucht, der auch er sechs Jahre später zum Opfer fiel.
Nach dem Tod Lejeune Dirichlets, des Nachfolgers von Gauß in Göttingen, wurde Riemann 1859 zum ordentlichen Professor auf den Lehrstuhl berufen, den Gauß vier Jahre zuvor noch innegehabt hatte. Nun wurde ihm die gebührende Anerkennung zuteil und die Berliner Akademie der Wissenschaften wählte ihn zum korrespondierenden Mitglied der physikalisch-mathematischen Klasse.
Aus dem Gedankenaustausch mit mehreren renommierten Berliner Mathematikern ging Riemanns Abhandlung “Über die Anzahl der Primzahlen unter einer gegebenen Größe” hervor. Seine geäußerten Vermutungen über die Verteilung der Primzahlen sind bis heute weder bewiesen noch widerlegt. Als der hervorragende deutsche Mathematiker David Hilbert gefragt wurde, wonach er sich zuerst erkundigen würde, wenn er 100 Jahre nach seinem Tod noch einmal mit Mathematikern zusammentreffen könnte, soll er geantwortet haben: “Danach, ob die Riemannsche Vermutung bewiesen ist.” Riemanns bisher genannte Arbeiten sowie weitere Abhandlungen gaben Anlaß zu Ehrungen durch die Pariser Académie und die Londoner Royal Society.
Lebensende
Im Jahre 1862 befand sich Riemann auf dem Höhepunkt seines wissenschaftlichen Schaffens. In diesem Jahr heiratete er Elise Koch, eine Freundin seiner Schwester. Das Glück wurde bald getrübt: Riemann zog sich eine Brustfellentzündung zu, die nicht richtig ausheilte, obwohl er den Winter mit seiner Frau in Messina verbrachte. Auf der Rückfahrt durch Italien besuchte das Ehepaar die berühmten Kunstschätze in Neapel, Rom, Livorno, Florenz. Bologna und Mailand. Dabei machte Riemann auch die Bekanntschaft der bedeutendsten Gelehrten Italiens. Insbesondere schloß er Freundschaft mit dem Mathematiker E. Betti. Beim Übergang über die Alpen zog er sich eine neue schwere Erkältung zu, die ihn zwang, im Sommer 1863 erneut nach Italien zu reisen. Seine italienischen Freunde verschafften ihm das Angebot einer Berufung nach Pisa, die er aber ablehnte, aus Furcht, wegen seiner Krankheit die Vorlesungen nicht halten zu können. Obwohl sein Gesundheitszustand sich weiter verschlechterte, kehrte er im Herbst 1865 nach Göttingen zurück. Im Winter konnte er täglich einige Stunden arbeiten. Er vollendete noch die Abhandlung über die Theta-Funktionen. Andere Studien mußten abgebrochen werden. Trotz des Krieges zwischen Österreich und Preußen, der die Reise beschwerlich machte, begab sich Riemann im Juni 1866 auf seine dritte Reise nach Italien. Sein Befinden verschlechterte sich rasch, und schon wenige Wochen nach seiner Ankunft am Lago Maggiore verstarb er am 20. Juli 1866, in voller Gewißheit über seinen unmittelbar bevorstehenden Tod und bis zum Schluß an seinen mathematischen Untersuchungen arbeitend.
Abschließende Würdigung
Die Zahl der von Riemann zu Lebzeiten publizierten und aus dem Nachlass herausgegebenen Arbeiten ist relativ klein. Und doch haben sie durch die Reichweite und Ideenfülle die Entwicklung der modernen Mathematik in vielfältiger Weise gefördert. Genannt seien nur einige im Brockhaus von 1992 enthaltene Stichworte: Riemannsche Flächen, Riemannsche Zahlenkugel, Riemannscher Abbildungssatz, Riemannsches Integral, Riemannsche Zetafunktion, Riemannsche Vermutung, Riemann-Geometrie, Riemannscher Raum, Riemannscher Krümmungstensor. Charakteristisch für Riemann ist, daß er viele mathematische Begriffe auf exakte, heute noch tragfähige Grundlagen stellte. Damit prägte er auch wesentlich den Stil der Mathematik und der theoretischen Physik. 1990 gab der indische Wissenschaftler Raghavan Narasimhan Riemanns “Gesammelte Werke” in Chicago neu heraus: Diese Werkausgabe enthält deutsche, italienische und lateinische Texte mit englischen Kommentaren. Der Verlag sitzt in Berlin, Heidelberg, New York, London, Paris und Tokyo. Mathematik ist weltumspannend!
Ich hoffe, daß ich Ihnen den Menschen Bernhard Riemann nahe gebracht habe, daß ich Ihnen eine Ahnung von der Tiefe seiner mathematischen Gedanken vermitteln konnte, obwohl seine Bedeutung als Mathematiker gerade darin lag, daß er ohne Rücksicht auf Anschaulichkeit abstrakte Grundlagen legte.
Zum Abschluss möchte ich nochmals seine Lehrer zu Wort kommen lassen. Dr. Seffer sagt im Schlußsatz seines Briefes: “Ich habe ihn immer lieb gehabt und behalten.” Direktor Schmalfuß gesteht: “Ich habe von ihm mehr gelernt, als er von mir.” Und am Ende schreibt er: “und bin ihm heute noch für die vielfache Anregung, die er mir gegeben hat, und für die Freude, die ich an seiner wunderbaren Begabung und Entwickelung gehabt habe, für meine ganze Lebenszeit dankbar.”
Nun, 150 Jahre nach Schmalfuß, sind Sie Bernhard Riemann begegnet, einem wahrhaft bedeutenden Schüler des Johanneums und Sohn dieser Stadt. Was könnte das Fazit sein? Als Lehrer können wir uns der Verantwortung bewusst werden, die wir für die jungen Menschen tragen, dass sie ihre Fähigkeiten entfalten und ihre Schwächen bewältigen lernen. Als Menschen, jung wie alt, können wir lernen, wie nötig es sein kann, mutig die lang begangenen Pfade zu verlassen und wohlüberlegt und fundiert neue Perspektiven zu eröffnen.
Kaufmann, Kommerzienrat, Gründer der Stoltz-Stiftung
Das Johanneum erhielt durch die Stoltz- Stiftung über viele Jahrzehnte bis heute jährlich nicht unbeträchtliche Zuschüsse, durch die viele Anschaffungen finanziert werden konnten. Das Johanneum ist dem Stifter deshalb zu großem Dank verpflichtet und wird sein Andenken weiter pflegen.
1845 | Georg Hermann Stoltz wird am 11.11.1845 in Melle bei Osnabrück im Wiehengebierge als Sohn des Juristen Hermann Stoltz und der Catharina Elisabeth (geb. Lauenstein) geboren |
1846 | Nach dem Tod des Vaters Übersiedlung der Mutter mit drei Söhnen und einer Tochter nach Lüneburg |
1852- 63 | Schüler des Johanneums und seiner Vorschule; Abschluss mit der Reife zur Prima, anschließend Lehre bei der Import- Firma F.W. Helmers & Sohn in Bremen |
1866 | Nach dem Ende der kaufmännischen Ausbildung in Bremen fährt er mit einem kleinen Segelschiff nach Brasilien (Rio de Janeiro); Eintritt in eine deutsch- brasilianische Handelsfirma , bald darauf Teilhaber dieser Firma. |
1873 | Umbenennung der Firma in “Hermann Stoltz & Co” ; Filialen u.a. in São Paulo, Recife/Pernambuco und Santos |
1875 | Heirat mit Fanny Caroline Eleonore Meyer; das Ehepaar bekam vier Töchter und einen Sohn, (drei weitere Kinder überlebten das erste Lebensjahr nicht) |
seit 1884 | Übersiedlung der Familie nach Hamburg ; Verbindungen der Fa. Hermann Stoltz zur Norddeutschen Lloyd in Rio; Zusammenarbeit mit der Zeppelin – Reederei und später mit der Lufthansa beim Ausbau des deutschen Verkehrswesens zwischen Deutschland und Brasilien. |
1900 | Ernennung zum Königlichen Preußischen Geheimen Kommerzienrat in Hamburg |
1915 | Gründung der Stoltz-Stiftung, deren Erträge für Schulprämien und Bücher für würdige Schüler des Johanneums bestimmt waren. Nachdem das Kapital durch die Inflation 1923 entwertet war, wurde der Betrag noch einmal erneuert. |
1924 | Zwei Mietshäuser für Lehrkräfte des Johanneums wurden gebaut, deren Mietüberschüsse stiftungsgemäß für Schulzwecke des Johanneums bestimmt waren. Hermann Stoltz engagierte sich auch für Kirche und Krankenhäuser. |
1939 | Hermann Stoltz stirbt am 12.12. 1939 in Hamburg |
umstrittener Kolonialpionier
1856 | Am 27.9.1856 wird Carl Peters als Sohn eines Pastors in Neuhaus an der Elbe geboren. |
1870-72 | Als Schüler am Johanneum in Lüneburg wird sein erwachendes politisches Bewusstsein von derReichsgründung 1871 geprägt. |
1872-76 | Besuch der Klosterschule und Internats Ilfeld/Harz |
1879 | Nach dem Studium der Geschichte promoviert Peters in Berlin mit einer historischen Studie zum Doktor der Philosophie |
1881-83 | Aufenthalt bei einem Onkel in London; Peters ist von der englischen Kolonialpolitik stark beeindruckt und beginnt, Pläne für eine deutsche Kolonialpolitik zu schmieden. |
1884 | Dr. Carl Peters gründet am 28.3. die „Gesellschaft für deutsche Kolonisation“, deren Vorsitzender erwird; Usagara- Expedition: Peters erwirbt in 12 Verträgen mit Eingeborenen- Häuptlingeumfangreiche Rechte im Usagara-Gebiet. |
1885 | Die Reichsregierung stellt der am 12. 2. 1885 gegründeten “Deutsch- Ostafrikanischen Gesellschaft”(DOAG) am 27.2. 1885 einen Schutzbrief aus. |
1888 | Peters scheidet aus dem Vorstand der DOAG aus. |
1889/90 | Peters Versuch, durch eine Hilfsexpedition für Emin Pascha auch Uganda für das Deutsche Reich zugewinnen, scheitert. |
1891- 92 | Zum “Reichskommissar zur Verfügung des Gouverneurs von Deutsch- Ostafrika” ernannt; Auftragzur Erschließung des Kilimandscharo- Gebietes; Hinrichtung von zwei Afrikanern (späterer “FallPeters”); Reise nach Kapstadt |
1894 | Erneut zum “Reichskommissar” ernannt, aber ohne Aufgabe in Deutschland |
1895 | Reichstagskandidatur für die Nationalliberalen; 1895, 1896 und 1897 Reichstagsdebatten über den”Fall Peters” |
1897 | Das vom Reichskanzler eingeleitete Disziplinarverfahren führt zur Entlassung von Peters aus demReichsdienst |
1899-1901 | Forschungsexpedition in das Gebiet zwischen Sambesi und Sabi |
Bis 1914 | Peters lebt in London als freier Schriftsteller und Journalist. |
1918 | Carl Peters stirbt am 10.9.1918 in Woltorf (bei Peine). |
Klassischer Philologe und Linguist
Hermann Collitz wurde am 4. 2. 1855 in Bleckede als Sohn eines Landwirtes geboren. Schon beim Besuch einer Privatschule von 1862 – 69 in Bleckede zeigte sich seine Sprachbegabung. In dieser Schule wurden zwei Klassen in einem Raum unterrichtet und er profitierte als Schüler der unteren Klasse vom Lernstoff der höheren Klasse in Französisch und Latein. Später kamen Englisch und Griechisch hinzu. So war er wohl präpariert, als er 1869 zum Johanneum wechselte. Im Frühjahr 1875 legte er sein Maturitätsexamen am Johanneum ab und immatrikulierte sich nach dem Militärdienst für das Studium der Klassischen Philologie in Göttingen, nicht ohne sich noch bis zum Beginn der Vorlesungen im Selbststudium mit den Grundlagen des Sanskrit vertraut zu machen.
Er studierte klassische Philologie bei E. von Leutsch, Hermann Saupe und Curt Wachsmuth. Nebenher belegte er Vorlesungen über germanische Sprachen und Philosophie. Nach einigen Studien der vergleichenden Philologie bei Professor August Fick begann er sich intensiver für indo-europäische Philologie zu interessieren und wechselte für das Sommersemester 1878 nach Berlin, um vergleichende Philologie und Sanskrit zu hören; abe rauch das Keltische und Slawische gehörten zu seinem Lehrplan. Nach Göttingen zurückgekehrt stellte er seine Dissertation “Die Entstehung der Indo-Iranischen Palatalreihe” fertig. Auf Empfehlung seiner Göttinger Lehrer erhielt er ein Stipendium für künftige Dozenten. Wieder in Berlin ab 1879 wurde Collitz mit der Herausgabe der Sammlung der griechischen Dialekt- Inschriften betraut, die ab 1883 erschien. Ein Angebot der Universitätsbibliothek führte ihn 1883 nach Halle, wo er sich im März 1885 habilitierte (“Die Flexion der Nomina mit dreifacher Stammabstufung im Altindischen und im Griechischen”) und die Lehrerlaubnis für Sanskrit und vergleichende Philologie erhielt.
Schon im gleichen Jahr erfolgte der Sprung nach Amerika. Collitz erhielt einen Lehrauftrag am neu gegründeten Bryn Mawr College in der Nähe von Philadelphia als “Associate Professor of German”; dieser Titel wurde kurze Zeit später in “Professor of German and Comparative Philology” umgewandelt. 1907 nahm er einen Ruf der Johns Hopkins University ( Baltimore, Maryland) auf den Lehrstuhl für “Germanic Philology” an. Seine vergleichenden Forschungen umfassten die indo-europäischen Sprachen, also das Sanskrit, das Griechische und Lateinische, auf der anderen Seite die frühgermanischen Sprachen wie das Gotische, Altfriesische, Altsächsische und niederdeutsche Mundarten.
Als Gesandter der Johns Hopkins University besuchte er die Universität Oslo und lernte in Dänemark, Schweden und Norwegen viele Gelehrte kennen. 1925 wurde Hermann Collitz zum Präsidenten der “American Linguistic Society” gewählt, die sich im folgenden Jahr mit der “Modern Language Association” vereinigte, deren Präsident ebenfalls Collitz gewesen war. 1927 wurde Collitz mit 72 Jahren auf eigenen Antrag emeritiert und starb am 13. 5. 1935 in Baltimore.
Theologe (Altes Testament)
1862 |
Johann Friedrich Hermann Gunkel wird am 23. Mai in Springe bei Hannover als Sohn eines evangelisch- lutherischen Pastors geboren. Sein Vater wirkt 1862 -97 als Pastor an der Nikolaikirche in Lüneburg. |
1881 | Schulzeit am Johanneum Lüneburg von 1870 -1881, Abschluss mit Zeugnis der Reife |
ab 1881 | Studium der Theologie in Göttingen, Gießen und Hannover; |
1885 | erstes theologisches Examen in Leipzig und Hannover; Fortsetzung des Studiums |
1888 | Promotion in Göttingen und gleichzeitige Habilitation für Biblische Theologie und Exegese (Altes und Neues Testament); Privatdozent in Göttingen |
1889 | Gunkel lässt sich nach der Universität Halle umhabilitieren für Altes Testament; Privatdozent für die Exegese des Alten Testaments |
1895 | Berufung auf ein Extra- Ordinariat für Exegese des Alten Testaments an der Universität Berlin;”Schöpfung und Chaos” ; 1901 erscheint der Kommentar zur “Genesis” |
1907 | Berufung zum Ordentlichen Professor für alttestamentliche Exegese und Theologie an der Universität Gießen |
1909 | Hauptmitarbeiter bei der Herausgabe des Lexikons “Religion in Geschichte und Gegenwart” (RGG) bis 1914 |
1920 | Ordinariat an der Theologischen Fakultät der Universität Halle |
1927 | Versetzung in den Ruhestand aus gesundheitlichen Gründen. Auf persönliche Bitte erhält Gunkel einen Lehrauftrag für israelitische Literaturgeschichte; er widmet sich orientalischen Märchen und Sagen; |
1927- 1931 | Herausgeber (gemeinsam mit Leopold Zscharnach) der 2. Auflage der RGG; “Einleitung in die Psalmen” als letztes großes Projekt (von Joachim Begrich zu Ende geführt) |
1932 | Hermann Gunkel stirbt am 11. März in Halle. |
Sprachwissenschaftler
1879 |
H. Jacobsohn wird in Lüneburg am 30.8.1879 als Sohn des jüdischen Bankiers Moritz Jacobsohn und seiner Frau Betty (geb. Heinemann) geboren. (Moritz Jacobsohn war ein bedeutender Lüneburger Bürger, Mitbegründer der freiwilligen Feuerwehr und des Offiziersvereins, der als erster Lüneburger 1913 den Titel Kommerzienrat erhielt) |
1898 | Abitur am Johanneum, Studium der Altphilologie und Indogermanistik in Freiburg, Berlin und Göttingen |
1903 | Promotion in Göttingen über den Dichter Plautus (“Quaestiones Plautinae”) |
1904 | Übersiedlung nach München wegen einer Stelle am Thesaurus Linguae Latinae |
1905 | Heirat mit der protestantischen Arzttochter Margarete Flemming ; (aus der Ehe gingen zwei Söhne und zwei Töchter hervor). |
1908 | Habilitation in München (“Der Aoristtypus alto und die Aspiration bei Homer”), 12 Aufsätze aus dem Bereich des Griechischen und Lateinischen |
1910 | “Altitalische Inschriften” ; H. Jacobsohn beherrscht das Litauische, mehrere slawische Sprachen und fast alle germanischen Dialekte |
1911 | außerordentlicher Professor für vergleichende Sprachwissenschaft in Marburg |
1914 – 1918 | Im ersten Weltkrieg wird H. Jacobsohn als Dolmetscher für Russisch eingesetzt; er nutzt die Tätigkeit zur weiteren Erforschung finnisch-ugrischer Sprachen. |
1915 | Vortrag im Johanneum über die Lage in Russland |
1916 | “Rußlands Entwicklung und die ukrainische Frage” |
1922 | planmäßiger Ordinarius in Marburg; sein Hauptwerk “Arier und Ugrofinnen” erscheint. Er weist darin nach, dass die arischen Lehnwörter dem iranischen Zweig des Arischen und nicht dem Altindischen entstammen. |
1928 | H. Jacobsohn fährt auf Einladung der Finnischen Akademie der Wissenschaften nach Helsinki und hält dort Vorträge. Er wird zum korrespondierenden Mitglied der Akademie gewählt. |
1928/ 1929 |
Dekan der Indogermanischen Fakultät in Marburg; Publikationen zu den neuentdeckten mitteliranischen Sprachen, zu den klassischen Sprachen und zum Altgermanischen. |
1929 – 1933 | Kommissarische Leitung des Deutschen Sprachatlas; politisch während der Weimarer Republik in der Deutschen Demokratischen Partei (DDP, ab 1930 Deutsche Staatspartei) engagiert . |
1933 | 25.04.1933 Entlassung aus dem Staatsdienst wegen des nationalsozialistischen “Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums” vom 7.4.33 |
27.04. 1933 |
H. Jacobsohn nimmt sich aus Verzweiflung über seine Entlassung das Leben, indem er sich am Marburger Südbahnhof vor einen Zug wirft. Er wird in Lüneburg auf dem jüdischen Friedhof beigesetzt. An seinem Grab sprechen ein Rabbiner und ein protestantischer Theologe. |
Jurist
Dr.jur., Diplomat, Pressechef der Weimarer Regierung
1879 | Am 25. 11. 1879 als Sohn des Studienrats ( und späteren Direktors) Dr. Arthur Zechlin in Schivelbein (Pommern) geboren. |
1896-99 | Schüler des Johanneums in Lüneburg |
1899 | Nach dem Abitur Studium am Johanneum der Rechtswissenschaften und der orientalischen Sprachen |
1903 | Eintritt in den diplomatischen Dienst; Mitglied der deutschen Botschaft in Konstantinopel, Saloniki, Kairo und Addis Abeba |
1914 | Zur deutschen Gesandtschaft nach Tanger berufen, aber wegen des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges nach Tetuan /Spanisch-Marokko geschickt |
1917 | nach Spanien abgeschoben; in der Presseabteilung in Madrid tätig |
1919 | Rückkehr nach Deutschland; Ernennung zum Legationsrat (Regierungsrat) in der Presseabteilung des Auswärtigen Amtes im Palais Leopold am Wilhelmsplatz/Berlin |
1923 | Ernennung zum Ministerialdirigenten; während des Ruhrkampfes von der Weimarer Regierung nach Essen geschickt, um den Standpunkt der deutschen Regierung zu verdeutlichen; Anfang April für eine Woche in französischer Haft, wegen des Verdachts subversiver Tätigkeit für den passiven Widerstand der deutschen Bevölkerung. |
1925 | Ernennung zum stellvertretenden Pressechef; Reise in die USA |
1926 | Ernennung zum Pressechef der Reichskanzlei der Weimarer Regierung; nach dem Beitritt Deutschlands zum Völkerbund Teilnahme an den Ratssitzungen in Genf und weiteren internationalen Konferenzen |
1932 | Nach dem Sturz Brünings beantragt auch Dr. Zechlin seine Entlassung; Reise nach Leningrad, wo sein Bruder deutscher Generalkonsul war; Ernennung zum deutschen Gesandten in Mexiko |
1933 | In Mexiko (Dienstantritt 1. 1. 1933) von der Kanzlerschaft Hitlers überrascht; im Juli 1933 Versetzung in den einstweiligen Ruhestand aufgrund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums; Beginn einer Studien- und Weltreise (Japan, China, Indien) |
1933 | Rückkehr nach Deutschland im Frühjahr; Wohnsitz Berlin; nach dem so genannten “Röhmputsch” vom 30. 6. 1934, bei dem auch Persönlichkeiten ermordet wurden, die Zechlin selbst gekannt hatte, Übersiedlung nach Wiesbaden, später nach Homburg; Reisen in die Schweiz, Italien, Türkei, Palästina. |
1939 | Obwohl nicht aktiv im Widerstand gegen Hitler beteiligt, wird Zechlin aufgrund des Heimtückegesetzes angeklagt, da er sich kritisch gegen den Nationalsozialismus geäußert hatte; Freispruch im August 1939 und Emigration nach Spanien; Tätigkeit als (nicht offiziell geführter ) Angestellter der deutschen Botschaft in Madrid |
1942 | Zechlin wird von den Nationalsozialisten entdeckt und zur Rückkehr nach Deutschland aufgefordert; Flucht und Wanderschaft durch verschiedene spanische Ortschaften, finanzielle Unterstützung durch spanische Freunde |
1943 | Offizielle Ausbürgerung aus Deutschland durch die Nationalsozialisten; Inhaftierung seines zweiten Bruders aufgrund der Sippenhaftung; dieser kommt bei einem Luftangriff im Gefängnis um. |
1946 | Erst im März 1946 wird Zechlin die Möglichkeit zur Rückkehr eingeräumt; von den Engländern zunächst 14 Tage im ehemaligen Lager Neuengamme interniert; Rückkehr nach Lüneburg; Ernennung zum Leiter der neu einzurichtenden Pressestelle der Staatskanzlei in Hannover unter Regierungspräsident Kopf, der 1947 Ministerpräsident Niedersachsens wird |
1954 | Ausscheiden aus dem Staatsdienst |
1962 | Dr. Zechlin stirbt am 24. 1. 1962 in Lüneburg. |
Generalstabsoffizier, Landrat, Mitglied des Kreisauer Kreises,
Ministerpräsident von Schleswig-Holstein 1946-47
1885 | Theodor Steltzer wird am 17.12.1885 in Trittau (Holstein) als Sohn eines Amtsrichters, dessen Vorfahren überwiegend Juristen waren, geboren. |
1893 -1902 |
Besuch des Johanneums in Lüneburg |
1902- 1907 | Militärdienst bis zum Infanterie-Offizier |
1907 | Studium der Staatswissenschaften in München, erste Begegnung mit Friedrich Naumann |
1909 | Rückkehr in die militärische Laufbahn; Battaillonsadjutant in Göttingen, Heirat |
1912- 1914 |
Kriegsakademie in Berlin, mit Aussicht auf ein dreijähriges Kommando in Japan |
1914 | Bei Kriegsausbruch vor Lüttich eingesetzt; sein jüngerer Bruder fällt; Einsatz in Ostpreußen, Prag, Lodz; Begegnungen mit Ludendorff und Hindenburg; Silvester 1914 schwer verwundet; Steltzer behielt eine Behinderung infolge einer Beinverkürzung |
1915 | Als Offizier im Generalstab des Feldeisenbahnwesens in Mézières-Charleville; Bekanntschaft mit v.Moltke, Groener, v.Seeckt; verschiedene Aufgaben im Elsass |
1917 | Als Generalstabsoffizier zur besonderen Verwendung bei General v. Oldershausen beim Feldeisenbahnwesen im Großen Hauptquartier der OHL in Spa |
1918 | kurze Tätigkeit zur Vorbereitung des Waffenstillstandes in Berlin; Bekanntschaft mit Erzberger |
1920 | Ernennung zum Landrat in Rendsburg (Schleswig -Holstein) |
1933 | Von den Nationalsozialisten wegen seiner antinationalsozialistischen Gesinnung aus dem Amt entlassen; Verhaftung wegen angeblicher Unterschlagung öffentl. Gelder; nach der Freilassung erneute Beschuldigung wegen Hochverrats, da eine von Steltzer verfasste Denkschrift in die Hände der Nationalsozialisten gefallen war; Haft in Kiel ; Freispruch in zweiter Instanz; Disziplinarverfahren durch die Nationalsozialisten |
1936 | Sekretär der Michaelisbruderschaft Marburg |
1938 | Übersiedlung nach Hamburg |
1939 | Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges Transportoffizier; Aufgaben beim Vormarsch auf Warschau; danach im Stab in Bonn |
1940 | Am 1.8. 1940 als Transportoffizier im Generalstab des Wehrmachtsober-befehlshabers Norwegen in Oslo; Bekanntschaft mit dem norweg. Bischof Berggrav; erste Verbindungen zu Helmuth James Graf von Moltke |
1941 | Beteiligung an der Organisation der Massenflucht von norwegischen und dänischen Juden nach Schweden; Denkschrift für Lionel Curtis über die deutsche Opposition gegen Hitler |
1944 | Obwohl nicht am Attentat vom 20. Juli beteiligt, wird Steltzer verhaftet; Gefängnis in Berlin- Moabit |
1945 |
In den Verhandlungen des Volksgerichtshofes unter Richter Freisler gegen den Kreisauer Kreis ab dem 15. 1. werden alle mit Ausnahme von Gerstenmaier und Fürst Fugger zum Tode verurteilt, auch Steltzer; durch Intervention finnischer und schwedischer Freunde wird ein Aufschub der Hinrichtung erreicht; Entlassung aus der Haft am 25.4.1945; Juni 1945: Steltzer ist Gründungsmitglied der CDU-Ost in Berlin; Tätigkeit im Berliner Magistrat; Teilnahme an der Kirchenkonferenz in Treysa (August 1945, Gründung der EKD); Rückkehr nach Rendsburg und Ernennung zum Landrat, danach zum Oberpräsidenten; Mitbegründer der CDU Schleswig -Holstein; Ernennung zum Ministerpräsidenten einer vorläufigen Regierung Schleswig- Holstein |
1947 | Nach den Landtagswahlen (Mehrheit SPD) Rückzug aus der aktiven Politik und Übersiedlung nach Lübeck |
1950 | Leiter des “Instituts zur Förderung öffentlicher Angelegenheiten” (bis 1952) |
1954 | Teilnahme an der Konferenz der europäischen Bewegung in London |
1955 | Gründung der “Deutschen Gesellschaft für auswärtige Politik e.V.”, Präsident bis 1960 |
1956- 60 | Präsident der deutschen UNESCO- Kommission, Umzug nach Bonn |
1960 | Verlegung des Wohnsitzes nach Berlin |
1965 | Steltzer schreibt seine Lebenserinnerungen “Sechzig Jahre Zeitgenosse” (List- Verlag, München, 1966) |
1967 | Am 27.10.1967 stirbt Theodor Steltzer in München. |
leider liegt uns kein Bild vor
Volkswirtschaftler und Statistiker, Präsident des Statistischen Reichsamtes,
Gründer und Leiter des Instituts für Konjunkturforschung (heute: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung)
1884 | Ernst Friedrich Wagemann wird am 18. 2. 1884 als Sohn deutscher Eltern in Chañarcillo (Region Atacama, Chile ) geboren. Sein Vater war Kaufmann in Valparaiso, wo Ernst auch zunächst die deutsche Schule besuchte. |
1898-1903 | Er besucht das Johanneum in Lüneburg und schließt mit dem Abitur ab. |
Ab 1909 | Nach dem Studium und dem Eintritt in den Staatsdienst erscheinen erste empirische Arbeiten über Westindien, Chile (1913), Brasilien (1915). |
1914-18 | Während des Ersten Weltkrieges arbeitet Wagemann im Reichswirtschaftsministerium im Bereich der Statistik der Rohstoffversorgung. |
1918/19 | Neben seiner Tätigkeit im Reichswirtschaftsministerium erhält er eine außerordentliche Professur an der Universität Berlin. |
1923-33 | Präsident des Statistischen Reichsamtes |
1925-45 | Gründung und Leitung des “Instituts für Konjunkturforschung” (IfK) in Berlin, das heute “Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung” (DIW) heißt. |
1932 | Veröffentlichung des sogenannten “Wagemann-Plans” zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise |
1933 | Wagemann wird von den Nationalsozialisten seines Amtes als Präsident des Statistischen Reichsamtes enthoben, zeitweilig auch als Leiter des IfK. |
1949-53 | Professor in Santiago de Chile |
1956 | Ernst Wagemann stirbt am 20.3. 1956 in Bad Godesberg (heute zu Bonn) |
Auszug aus Brockhaus-Enzyklopädie:
Heinemann, Fritz, Philosoph. * Lüneburg 8.2.1889, 1930 Prof. in Frankfurt, 1939-56 in Oxford, seit 1957 em. Prof. in Frankfurt, Historiker und Kritiker der Philosophie des 20. Jhts, bes. der Existenzphilosophie; Werke:Plotin (1921), Neue Wege der Philosophie (1929), Odysseus oder die Zukunft der Philosophie (1939), David Hume (1940), Jenseits des Existentialismus (1957), Hg: Die Philosophie im XX. Jahrhundert (1959 , (2) 1963), Schriften in: Ztschr. f. phil. Forsch. 19 (1965)
1889 | Friedrich Heinrich Heinemann wird am 8. Februar in Lüneburg als Sohn einer bedeutenden jüdischen Familie geboren. |
1907 |
Nach dem Besuch einer Privatschule und des Johanneums legt er am 22.2 das Abitur am Johanneum mit überdurchschnittlichen Leistungen ab; er ist Mitglied des Lüneburger „Wandervogels”. |
ab 1907 | Studium der Philosophie in Cambridge, Marburg, München und Berlin |
1912 | Doktor der Philosophie mit der Dissertation „Der Aufbau von Kants Kritik der reinen Vernunft und das Problem der Zeit“ |
1914-18 | Während des Ersten Weltkrieges Dienst als Arztschreiber in einen Lazarett bei Küstrin 1918 Heirat mit Frau Dr. phil. Adelheid Schiff (Frankf./M.) |
1919 |
Als Mathematiklehrer des Kaiser-Friedrich-Realgymnasiums in Berlin erhält Heinemann den Bonitz-Preis der Wiener Akademie der Wissenschaften für eine Arbeit über Plotin. |
1921 |
Veröffentlichung von „Plotin, Forschungen über die plotinische Frage“ Venia legendi an der Universität Frankfurt /M. |
1929 | Veröffentlichung von „Wilhelm von Humboldts philosophische Anthropologie und Theorie der Menschenkenntnis“ und „Neue Wege der Philosophie“ |
1930 | Ernennung zum außerordentlichen Professor in Frankfurt |
1933 | Heinemann verliert am 8.9. aufgrund des nationalsozialistischen „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ seine Lehrbefugnis. Heinemann arbeitet in Amersfoort (NL) und an der Sorbonne in Paris (Bekanntschaft mit Gabriel Marcel und Nicolai Berdjajew). |
1937 | Emigration der Familie Heinemanns von Frankfurt nach Oxford |
1939-56 | Heinemann lehrt am Manchester College in Oxford |
1954 | Veröffentlichung von „Existenzphilosophie, lebendig oder tot ?“ |
1957 |
als emeritierter Professor in Frankfurt, Veröffentlichung von „Jenseits des Existentialismus“ |
1970 | Heinemann stirbt am 7.1. 1970 in Oxford |
1972 | Auf Anregung von Herrn Studiendirektor Manfred Göske, der sich mit seinen Nachforschungen über das Schicksal ehemaliger jüdischer Mitbürger Lüneburgs verdient gemacht hat, wurde das Heinemann-Archiv in der Ratsbücherei Lüneburg gegründet. Es enthält über hundert Veröffentlichungen Heinemanns. |
1985 | Im Beisein von Francis Heinemann, des Sohnes von Fritz Heinemann, erhielt der Lesesaal der Ratsbibliothek den Namen „Heinemann – Saal“. |
Technischer Thermodynamiker, Erfinder der Alfol-Isolierung; nach ihm ist die Schmidt’sche Zahl benannt: Sc=v/D
1892 | Ernst Heinrich Wilhelm Schmidt wurde als Sohn eines Hofbesitzers am 11.2. 1892 in Vögelsen bei Lüneburg geboren |
1910 | Am 1.2. 1910 legte er sein Abitur am Johanneum ab und begann mit dem Studium der Elektrotechnik in Dresden und München |
1911-12 | Unterbrechung des Studiums durch die Militärdienstzeit |
1914-18 | Teilnahme am 1. Weltkrieg |
1919 | Abschluss des Studiums mit dem Diplom- Ingenieur für Elektrotechnik in München |
1920 | Dr. – Ingenieur an der T.H. München und Eintritt als Assistent in das “Laboratorium für technische Physik der T.H. München” unter der damaligen Leitung des Direktors Oscar Knoblauch. |
1921 | Ernst Schmidt erfand den Wärmeflussmesser und hatte erste Erfolge bei der sorgfältigen Messung von Abstrahlungseigenschaften von verschiedenen Materialien, was ihn später veranlasste, die Aluminiumfolie als effektive Strahlungsabschirmung zu untersuchen und zu entwickeln. |
1922- 25 | Tätigkeit in der Industrie |
1925 | Habilitation an der T.H. München; im Oktober Ruf als Ordentlicher Professor für Wärmelehre an die T.H. Danzig und Direktor des Technischen Laboratoriums der T.H. Danzig; Erfindung der Alfol- Isolierung (Aluminium- Folie); Er veröffentlichte Arbeiten über die heute sehr bekannte grafische Differenzier-Methode bei unstetiger Wärmeleitung, der Schlieren- und Schattenmethode, um thermische Grenzen zu beobachten und lokale Wärmeübergangszahlen zu gewinnen. Er war der erste, der Geschwindigkeits- und Temperaturverteilung bei freier Konvektion maß, ebenso, wie die großen Wärmeübergangskoeffizienten bei der Tröpfchenbildung . Eine Arbeit zur Analogie von Wärmetransport und Massetransport führte dazu, dass die beteiligte dimensionslose Konstante heute “Schmidt’sche Zahl”(bzw. Schmidt- Zahl) heißt. 1937- 45 Professor an der T.H. Braunschweig und Leitung des “Instituts für Motorenforschung” der Deutschen Forschungsanstalt für Luftfahrt in Braunschweig- Völkerrode. |
1945- 52 | Ordentlicher Professor für Wärmelehre der T.H. Braunschweig |
1952- 61 | Ordentlicher Professor an der T.H. München |
1975 | Am 22.1. 1975 starb Ernst Schmidt in München |
Ernst Schmidt erhielt folgende Ehrungen: den Ludwig- Prandtl- Ring, den Max- Jacobi- Preis und die Grashof- Gedenkmedaille. |
Auszüge aus Brockhaus (1973)
Schmidt, Ernst, techn. Thermodynamiker, *Vögelsen bei Lüneburg 11. 2. 1892, war seit 1925 Prof. an der TH Danzig, seit 1937 in Braunschweig und 1952- 60 in München, lieferte grundlegende Beiträge zur gesamten techn. Wärmelehre, bes. zur Wärmeleitung, Konvektion, Wärmestrahlung und Verbrennungsforschung. Er arbeitete auch über Raketen- und Strahlenantrieb sowie Gasturbinen und erfand den Wärmeflußmesser (1921) und die Alfolisolierung (1925). Werke. Einf. in die techn. Thermodynamik 1936, 1963 (10); VDI- Wasserdampftafeln seit 1950, 1952 (3), 1968 (7); Proberties of water and steam in SI- Units (1969). …
Alfol-Isolierung, eine Wärmeisolierung durch blanke, durch Luftschichten getrennte Aluminium-Folien. Blanke Aluminium-Oberflächen haben kleinste Strahlungszahl für eigene Abstrahlung und damit größtes Reflexionsvermögen für auftreffende Wärmestrahlung. Die mittlere Wärmeleitzahl (kcal/m h °C) der A. beträgt 0.027 bis 0.04 (ruhende Luft: 0,02; Kork: 0,12 bis 0,15; Ziegelstein, normal feucht: 0,65; Eisen: 40; Kupfer: 320). Heute wird meist Aluminium- Knitterfolie verwendet.
Klassischer Philologe von Weltgeltung
Foto: Universität Hamburg
1896 | Bruno Snell wird am 18. Juni 1896 in Hildesheim als Sohn des Psychiaters Dr. Otto Snell geboren |
1903-14 |
Schulzeit und Abitur am Johanneum Lüneburg |
1914 | Beginn des Studiums in Edinburgh (Jura und Nationalökonomie) |
1915 | Nach Ausbruch des 1. Weltkrieges wird Snell auf der Isle of Man interniert. |
1917 | vorzeitige Entlassung aus der Internierung und Beginn des Studiums der Klassischen Philologie in Leiden |
1919-22 | Studium des Klassischen Philologie in Berlin, München und Göttingen |
1922 |
Promotion in Göttingen bei Georg Misch über “Die Ausdrücke für den Begriff des Wissens in der vorplatonischen Philosophie” |
1925 | Lektor in Pisa; Habilitation in Hamburg über “Die geistesgeschichtliche Stellung der aischyleischen Tragödie” |
1931 | Ordentlicher Professor für Klassische Philologie in Hamburg |
1933 | Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten versucht Snell den Widerstand unter den Dozenten der Universität zu organisieren |
1934 | Bacchylides carmina cum fragmentis (Neubearbeitung der Ausgabe von Blass und Suess) |
1935 | Aufsatz “Das I-ah des goldenen Esels” (Hermes 70, 350- 56), den er mit einer kritischen Bemerkung über den Nationalsozialismus abschließt |
1945 | Gründung des “Archivs für Griechische Lexikographie” |
1945-46 | Snell wird der erste Dekan der Philosophischen Fakultät der Universität Hamburg nach dem 2. Weltkrieg |
1946 | “Die Entdeckung des Geistes. Studien zur Entstehung des europäischen Denkens bei den Griechen” |
1947 | Gründung der “Joachim Jungius- Gesellschaft der Wissenschaften e.V. Hamburg” |
1948 | Mitwirkung an dem Gutachten zur Hochschulreform (“Blaues Gutachten”) |
1950 | Gründung der “Mommsen- Gesellschaft” |
1951-53 | Snell wird zweimal zum Rektor der Universität Hamburg gewählt |
1952 | “Der Aufbau der Sprache” |
1955 | Gründung des “Europa-Kollegs”; Rundfunkvorträge “Neun Tage Latein” |
1959 | Snell lässt sich vorzeitig emeritieren. |
1977 | Snell wird zum Mitglied der Friedensklasse des Ordens Pour le Mérite gewählt. |
1986 | Bruno Snell stirbt am 31. Oktober 1986 in Hamburg. |
1896-1988
Sozialwissenschaftler und Sinologe
1896 | Karl August Wittfogel wird am 6. September in Woltersdorf (Lüneburger Heide) als Sohn des Lehrers Heinrich Wittfogel und seiner Frau Johanne (geb. Schulze) geboren. |
1903 | Übersiedlung der Eltern nach Bergen (an der Dumme) und 1904 nach Lüneburg. |
1907 | Besuch des Johanneums in Lüneburg (nach Besuch des Realgymnasiums) |
1912 | Mitglied in der “Wandervogel”- Bewegung |
1914 | Abitur am Johanneum Lüneburg; Beginn des Studiums der Geschichte, Philosophie und Geowissenschaften in Leipzig, Berlin, München und Rostock |
1917 | Einberufung zum Militärdienst in Mecklenburg und Dienst in einer Fernmeldeeinheit in Berlin |
1918 | Mitglied in der USPD, Führer der Deutschen Studentenbewegung neben Klaus Reichenbach; Teilnahme am Sozialistischen Studentenkongress in Leipzig 1919 |
1920 | Dozent an der Volkshochschule in Tinz (Thüringen), Freundschaft mit Karl Korsch; Mitglied in der KPD |
1921 | Arbeit als Theaterschriftsteller für proletarisches Theater bis 1924 (“Der Krüppel”, “Rote Soldaten”, “Der Mann , der eine Idee hat” u.a.); Heirat mit Rose Schlesinger; |
1924 | “Die Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft” erscheint |
1925 | Ständiger Mitarbeiter am “Institut für Sozialforschung” in Frankfurt; ab 1926 China- Experte der KPD |
1928 | Promotion in Frankfurt mit der Arbeit “Die ökonomische Bedeutung der agrikolen und industriellen Produktivkräfte Chinas”; Aufenthalt am Marx- Engels- Institut in Moskau |
1929 | Redakteur der “Linkskurve”; W. hält Kurse für die KPD- nahe “Marxistische Arbeiterschulung” (MASCH); |
1931 | Teilnahme an der Leningrader Konferenz, in der seine Theorie der “asiatischen
Produktionsweise” von der stalinistischen Mehrheit als falsch abgelehnt wird; erste China-Reise. |
1932 | Scheidung von seiner Frau Rose und Heirat mit russischen Journalistin Olga Joffe |
1933 | (März) Verhaftung und Aufenthalt in den Konzentrationslagern Papenburg (Esterwegen) und Lichtenburg (bei Torgau); W. schmuggelt das Lied “Wir sind die Moorsoldaten aus dem Teillager Börgermoor nach Esterwegen; Ende November Entlassung nach wochenlanger Krankheit; |
1934 | Emigration über England in die USA; Lehrtätigkeit an der Columbia University in New York |
1935 | Zweite China- Reise (bis 1937) |
1936 | Roman “Staatliches Konzentrationslager VII” unter dem Pseudonym Klaus Hinrichs |
1939 | Austritt aus der KPD nach dem Hitler- Stalin- Pakt ; Gründung des “Chinese History Project” an der Columbia University mit den Mitteln der Rockefeller Foundation; Scheidung von seiner Frau Olga und Heirat mit Esther E. Goldfrank (1940) |
1941 | US- Staatsbürgerschaft |
1947 | Professur für chinesische Geschichte an der University of Washington in Seattle |
1957 | Die “Orientalische Despotie” erscheint. |
1960 | Wittfogel lebt nach seiner Emeritierung als Privatgelehrter in New York |
1979 | Besuch in Lüneburg und Vortrag im Johanneum (“Hitler, Stalin und die Bedrohung unserer Freiheit”) |
1988 | Wittfogel stirbt am 25. Mai in New York |
Sozialwissenschaftler und Philosoph
Auszug aus der Brockhaus-Enzyklopädie
Sohn-Rethel, Alfred, Sozialwissenschaftler und Philosoph, * Paris 4.1. 1899, † Bremen 6.4. 1990; arbeitete von 1931 bis zur Emigration 1936 als Referent beim Mitteleurop. Wirtschaftstag; ab 1937 in England, u.a. Tätigkeiten an Volkshochschulen und als Lehrer; ab 1978 Prof. in Bremen. Seine Bedeutung besteht in seiner eigenwilligen Übertragung von Kategorien der marxschen politischen Ökonomie auf erkenntnistheoretische Fragestellungen, die einerseits den herkömml. Ökonomismus der marxschen Lehre, andererseits die weitgehend idealistisch bestimmte Erkenntnis- und Bewusstseinsphilosophie infrage stellt.
Werke: Geistige u. körperl. Arbeit. Zur Theorie der gesellschaftl. Synthesis (1970); Warenform und Denkform (1978). Ausgabe: Theodor W.Adorno u. A.S.-R. Briefwechsel 1936-69, hg. v. C.Gödde (1991). S.Kratz: S.-R. zur Einf. ( ³ 1984 )
1899 | Alfred Sohn-Rethel wird in Neuilly-sur-Seine bei Paris als Sohn einer Malerfamilie geboren |
1908-12 | A. Sohn-Rethel lebt als Pflegekind in der Familie des Düsseldorfer Großindustriellen Erich Poensgen |
1912 | Rückkehr zu seiner Familie, die nach Berlin übergesiedelt ist; wegen Konflikten mit seiner Familie verlässt Sohn-Rethel Berlin. |
1917 | Abitur am Johanneum zu Lüneburg |
1917-23 | Studium in Darmstadt (Chemie), Heidelberg und Berlin (Philosophie, Ökonomie, Geschichte und Soziologie) |
1923-26 | Aufenthalt in Bositano/ Capri, wo er mit Adorno, Benjamin und Bloch zusammentrifft. |
1928 | Promotion in Heidelberg mit einer Dissertation über die Grenznutzenlehre |
1929-31 | Heilaufenthalt in Davos wegen einer Lungenerkrankung |
1931-36 | durch Erich Poensgen vermittelte Tätigkeit beim Mitteleuropäischen Wirtschaftstag |
1936 | Emigration aus dem nationalsozialistischen Deutschland nach Luzern |
1936-37 | In Paris entsteht der Text Zur Liquidierung des Apriorismus, mit dem er sich beim Frankfurter Institut für Sozialforschung bewirbt, was aber nicht gelingt. |
ab 1937 | Einjähriges Stipendium in England (London , Birmingham) 1940-41 kriegsbedingte Internierung als Immigrant in London |
1943 | Einziehung zum Zivildienst. Sohn-Rethel bleibt auch nach 1945 in England, da er mittlerweile mit einer jüdischen Engländerin verheiratet ist, die sich kein Leben in Deutschland vorstellen kann. |
1950-51 | Sein Werk “Geistige und körperliche Arbeit” entsteht (in englischer Sprache verfasst, erst 1970 veröffentlicht) |
bis 1969 | als Französischlehrer an einer englischen Schule |
1972-76 | Gastprofessor in Bremen |
1976-78 | Vorbereitung einer englischen Ausgabe seiner Texte in Birmingham
seit 1978 Professor in Bremen |
1990 | Sohn-Rethel stirbt am 6.April in Bremen. |
1910-1991
Künstler
1910 | Kurt Gottfried Johannes Leppien wird am 08. April als Sohn des Fabrikbesitzers Jean-Gottfried Leppien und dessen Gattin Gertrud, geb. Domnich in Lüneburg geboren |
1920-29 | Besuch des Johanneums in Lüneburg |
1926/27 | Erste künstlerische Arbeiten (Landschaften und Motive aus Lüneburg und Umgebung, erste abstrakte Versuche) |
1929 | Studium am Bauhaus in Dessau; Schüler von Josef Albers, Wassily Kandinsky und Paul Klee |
1930-32 | Assistent bei Boehner- Film in Dresden und bei Hans Richter (Dt. Filmliga) in Berlin; 1931/32 in Berlin Studium der Fotografie an der Itten- Schule bei Lucia Moholy; Zusammenarbeit mit Moholy- Nagy für die Internationale Bauausstellung 1931 |
1932 | Bekanntschaft mit Suzanne Markos-Ney, seiner späteren Frau |
1933-39 | Emigration aus dem nationalsozialistischen Deutschland nach Paris; Suzannne folgt etwas später; Beschäftigung mit Fotografie, Reklame und graphischen Darstellungen |
1939-40 | Soldat der Fremdenlegion in Algerien und Marokko; nach der Demobilisierung des Regiments nach Sorgues bei Avignon |
1944 | Verhaftung am 22.3. durch die Gestapo; Verurteilung wegen “Waffenhilfe für den Feind”; Haftaufenthalt in verschiedenen deutschen Zuchthäusern |
1945 | Befreiung durch amerikanische Truppen in Kaisheim, Rückkehr nach Paris |
1945-50 | als Maler in Nizza; 1949 erste Einzelausstellung in Paris |
1950 | Reise nach Lüneburg ; Übersiedlung nach Roquebrune bei Menton an der Côte d’ Azur |
1951-52 | erste Einzelausstellungen in Deutschland (Braunschweig 1951) und in Italien (Mailand, Florenz 1952) |
1953 | Leppien wird französischer Staatsbürger |
1962 | Paris wird wieder Hauptwohnsitz Leppiens |
1964 | Retrospektive im Universitätsmuseum Binghampton, New York |
1984 | Übersiedlung nach Boulogne bei Paris |
1976 | Ausstellung am Lützowplatz in Berlin |
1987 | Berufung zum Officier de l’Ordre des Arts et des Lettres; Leppiens Autobiographie “Ein Blick hinaus”erscheint |
1988 |
Erste Ausstellung in seiner Heimatstadt Lüneburg im Museum für das Fürstentum Lüneburg; |
1991 | Jean Leppien stirbt am 19.10.1991 in Courbevoie bei Paris |
Foto: Lüneburger Landeszeitung
1927-1998
Soziologe
1927 | Niklas Luhmann wird am 8. 12. als Sohn eines Brauereibesitzers in Lüneburg geboren |
1937-44 | Schüler des Johanneums Lüneburg (bis September 1944) |
1943-44 |
im Alter von 15 bzw. 16 Jahren vom 1. 4. 1943 – 30. 9. 1944 als Luftwaffenhelfer eingesetzt |
1945 | Kurze amerikanische Kriegsgefangenschaft |
1945-46 | Luhmann holt in einem so genannnten “Übergangskursus für Kriegsteilnehmer” das Abitur am Johanneum nach |
1946-49 | Studium der Rechtswissenschaften in Freiburg und Referendarausbildung |
1952-53 | Luhmann beginnt mit dem Aufbau seiner berühmten Zettelkästen |
1954 | Verwaltungsbeamter am Oberverwaltungsgericht Lüneburg |
1955-62 | Landtagsreferent im niedersächsischen Kultusministerium |
1960 | Heirat mit Ursula von Walter |
1960-61 | Beurlaubung zum Studium an der Harvard-Universität bei Talcott Parsons |
1962-65 | Referent am Forschungsinstitut der Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer |
1964 | Veröffentlichung seines ersten Buches: Funktionen und Folgen formaler Organisation |
1965 | Luhmann wird von Helmut Schelsky als Abteilungsleiter an die Sozialforschungsstelle Dortmund geholt |
1966 | Das Buch von 1964 sowie der Band Recht und Automation in der Öffentlichen Verwaltung werden als Dissertation und Habilitation an der Universität Münster bei Helmut Schelsky und Dieter Claessens angenommen |
1967 | Unter dem Titel »Soziologische Aufklärung« hält Luhmann in Münster seine Antrittsvorlesung |
1968 | Professor für Soziologie an der neugegründeten Reformuniversität Bielefeld |
1971 | Habermas und Luhmann veröffentlichen gemeinsam ihren Kontroversen-Band “Theorie der Gesellschaft oder Sozialtechnologie – Was leistet die Systemforschung?” |
1984 | Luhmanns Hauptwerk “Soziale Systeme” erscheint |
1988 | Luhmann erhält den Hegel-Preis der Stadt Stuttgart |
1993 | Emeritierung Luhmanns (Ende des Wintersemesters 1992/93) |
1998 | Niklas Luhmann stirbt am 6. November 1998 in Oerlinghausen bei Bielefeld |
(Literatur: Walter Reese-Schäfer, Niklas Luhmann zur Einführung, Junius Verlag Hamburg 1999 3. Aufl.; Detlef Horster. Niklas Luhmann, Beck’sche Reihe Denker Nr. 538, Verlag C.H.Beck München 1997)
Seine Bedeutung als Sozialwissenschaftler (Brockhaus 1991):
Luhmann, Niklas, Rechts- und Sozialwissenschaftler, *Lüneburg 8. 12. 1927; seit 1968 Prof. für Soziologie in Bielefeld;
Vertreter der strukturell-funktionalen Theorie, die er zu einer sozialwissenschaftlichen Systemtheorie fortentwickelte. Diese versucht, die gesamte Wirklichkeit im Rahmen einer universalen theoretischen Konstruktion zu erfassen, wobei die Gesamtwelt in einer Vielfalt von sozial integrierten (log.) Systemen erscheint. Deren Aufgabe besteht darin, die Vielfalt der Erscheinungen in Sinnbezügen zu gliedern. Luhmann hat seine Theorie, die wegen ihrer rationalistischen und einseitig funktionalen Betrachtungsweise kontrovers diskutiert wird, in über 30 Büchern (insbesondere in >Soziale Systeme. Grundriß einer allgemeinen Theorie<, 1984) und zahlreichen Aufsätzen dargelegt.
Weitere Werke: Soziolog. Aufklärung, 4 Bde. (1970-87); Rechtssoziologie, 2Bde. (1972); Macht (1975); Funktion der Religion (1977); Gesellschaftsstruktur u. Semantik: Studien zur Wissenschaftssoziologie der modernen Gesellschaft, 3Bde. (1980-89): Polit. Theorie im Wohlfahrtsstaat (1981).
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6. 9. 1926 – 6. 10. 2002
Diplomat, Prinz der Niederlande
und Ehegemahl der niederländischen Königin Beatrix
1926 | Am 6.9. 1926 wurde Claus von Amsberg in Dötzingen bei Hitzacker/Elbe als Sohn des ehemaligen Gutsverwalters Claus Felix von Amsberg und der Gösta Freiin von dem Bussche- Haddenhausen geboren. |
1929 | Die Familie übersiedelte in die britische Kolonie Tanganjika, wo der Vater Sisalplantagen pachtete. Dort ging Claus v. Amsberg zunächst zur Schule. |
1934-36 | Schulzeit in Bad Doberan (Mecklenburg); danach in einem Internat in Lushoto in Tanganjika |
1938 | Erneuter Schulwechsel in das Internat Misdroy (Ostsee), während die Familie ab 1939 mit Beginn des Zweiten Weltkrieges in Afrika von den Engländern interniert wurde. |
1942-44 | Seit Dezember 1942 wurde Claus v. Amsberg als Flakhelfer der Marine in Ostswine eingesetzt und im Sommer 1944 als Soldat nach Neuruppin (Brandenburg) eingezogen. |
1945 | Noch 1945 wurde er für zwei Monate in Italien als Soldat bei der 90. Panzergrenadierdivision eingesetzt, bevor er am Ende des Krieges in amerikanische Gefangenschaft geriet. |
1946 | Claus von Amsberg besuchte einen sogenannten Übergangskursus am Johanneum in Lüneburg , um das Abitur nachzuholen. Danach begann er ein Jurastudium in Hamburg. |
1957-65 | Claus von Amsberg war als Diplomat für das Auswärtige Amt der Bundesrepublik tätig; er galt als Spezialist für Afrika-Fragen. |
1965 | Verlobung mit der Kronprinzessin der Niederlande, Beatrix. |
1966 | Am 10.3.1966 fand die Hochzeit in Amsterdam statt. |
1967 | Geburt des niederländischen Thronfolgers Willem Alexander |
1980 | Inthronisation von Prinzessin Beatrix zur Königin der Niederlande; Claus von Amsberg trägt den Titel “Prinz der Niederlande” und wird mit “Seine königliche Hoheit” angeredet. |
2002 | Im Februar: Hochzeit des Kronprinzen Willem-Alexander mit der Argentinierin Maxima Zorreguita |
2002 | Am 6.10. 2002 verstarb Prinz Claus im Alter von 76 Jahren im Beisein seiner Familie im Universitätskrankenhaus von Amsterdam an den Folgen der Parkinsonschen Krankheit und einer Lungenentzündung. Die Beisetzung erfolgte am 15.10.02 in Delft in der Familiengruft der Oranier. |
Musikwissenschaftler, Komponist, Jazzmusiker
1938 | Ekkehard Jost wurde am 22.1. 1938 in Breslau als Sohn des Archivars Rolf Jost geboren |
1953- 59 | nach dem Besuch der Realschule in Lauenburg Besuch des Johanneums in Lüneburg bis zum Abitur |
1959- 65 | Studium der Musikwissenschaft, Physik und Psychologie an der Universität Hamburg |
1965 | Promotion über “Akustische und psychometrische Untersuchungen an Klarinettenklängen” (Köln 1967) |
1966- 72 | Wissenschaftlicher Assistent am Staatlichen Institut für Musikforschung Berlin |
1973 | Habilitation mit einer Arbeit über den Free Jazz und Berufung zum Professor für Musikwissenschaft an der Justus- Liebig- Universität Gießen ; Leitung des Instituts für Musikwissenschaft und Musikpädagogik der Universität Gießen; Lehraufträge an zahlreichen weiteren Hochschulen |
Seit 1968 | Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Internationalen Gesellschaft für Jazzforschung |
1980- 90 | im Vorstand und 1989 – 92 Vorsitzender des Instituts für Neue Musik und Musikerziehung (Darmstadt) |
2000 | Auszeichnung mit dem Hessischen Jazzpreis |
Ekkehard Jost starb am 23. März 2017 in Marburg.
Ekkehard Jost begleitete und prägte als Baritonsaxophonist, Wissenschaftler und Publizist seit den 60er Jahren den deutschen und europäischen Jazz und spielte mit fast allen wichtigen Jazzmusikern Europas. Den von ihm favorisierten Free Jazz versteht er nicht festgelegte Stilrichtung, sondern als Eröffnung von Möglichkeiten. Er selbst definiert seine Musik als “kompositorisch gebändigte Form des Free Jazz, wobei free für mich vor allem ‚Freiheit der Wahl’ bedeutet”. Die folgende Aufzählung dokumentiert die vielfältigen musikalischen Projekte Ekkehard Josts:
- 1973 Free Jazz Band Grumpff,
- 1975 Jazzinitiative Gießen,
- 1983 Formation Amman Boutz,
- seit 1993 Transalpin Express Orchestra mit Pino Minafra,
- 1993 Quintett Chromatic Alarm
Diskographie (Auswahl):
- Wetterau 1978, Amman Boutz 1989, Weimarer Balladen 1991, Von Zeit zu Zeit 1993, Wintertango 1998
- Zahlreiche Veröffentlichungen u.a.:
- Free Jazz , Mainz 1975 (New York 1982, Hofheim 2002, Paris 2002);
- Sozialgeschichte des Jazz in den USA 1982 (erweiterte Neuausgabe Frankfurt 2003);
- Europas Jazz 1960- 80 , Frankfurt 1987
Unternehmer
1938 | am 11. Juni 1938 in Stade als Sohn des Regierungsrates Gernot von Koerber geboren. |
1950 – 58 | Besuch des Johanneums in Lüneburg bis zum Abitur (altsprachl. Zweig) |
bis 1967 | Studium der Rechtswissenschaften und Volkswirtschaft in Heidelberg, Lausanne und Göttingen; |
1967 | Promotion zum Dr. jur. (Diss.”Die Staatstheorie des Erasmus von Rotterdam”); 2. juristisches Staatsexamen in Berlin |
1967- 72 | Glanzstoff AG (später Enka AG) in Wuppertal, Assistent des Vorstandsvorsitzenden |
1972- 86 | leitende Funktionen bei BMW in Deutschland, den USA und in Südafrika, ab 1984 Mitglied des Vorstandes |
1986- 88 | Mitglied der Konzernleitung der Brown Boveri AG in Baden, Schweiz; |
1988- 94 | Vorstandsvorsitzender der Asean Brown Boveri AG (ABB) in Mannheim |
1991- 93 | Ehrenamtlicher Präsident des Zentralverbandes der elektrotechnischen Industrie (ZVEI) |
1992- 94 | Vizepräsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) |
1988- 98 | Vizepräsident in der ABB- Konzernleitung in Zürich, verantwortlich für die Aktivitäten in Europa, einschließlich Osteuropa, Mittlerer Osten und Afrika |
1990- 98 | Mitglied des Beraterkreises der Bundesregierung (Kanzlerrunde) unter Bundeskanzler Helmut Kohl |
1997 | Gründung der Eberhard von Koerber AG , einer internationalen Investment-, Vermögens-, und Unternehmensberatrungsgesellschaft, seit 1999 Präsident des Verwaltungsrates der Eberhard von Koerber AG; Dr. Eberhard von Koerber ist Vorsitzender oder Mitglied von Aufsichts- und Beratungsgremien zahlreicher Unternehmen im In- und Ausland; er war im Aufsichtsrat der Expo 2000. Er engagiert sich außerdem für zahlreiche gesellschaftspolitische, soziale und kulturelle Anliegen: |
seit 1999 | Mitbegründer und Vizepräsident des Wittenberg- Zentrums für Globale Ethik; |
seit 2000 | Vizepräsident des Club of Rome; |
seit 2003 |
Vorsitzender der World Scout Foundation; Mitglied des Stiftungsrates der Stiftung Berliner Philharmoniker; stellvertr. Vorsitzender des Vorstandes der Orchester- Akademie des Berliner Philharmonischen Orchesters; Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Herbert von Karajan Osterfestspiele Salzburg; Stiftungsrat der F.C. Flick-Stiftung gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Intoleranz, Potsdam. |
Auszeichnungen:
- Bundesverdienstkreuz am Bande,
- Bayerischer Verdienstorden,
- Nordsternorden des Königreichs Schweden
Dr. Eberhard von Koerber ist verheiratet und hat drei Töchter. Seine Ehefrau, Dr. Charlotte v. Koerber, ist Präsidentin der Kunsthalle in Zürich.
Dr. jur.,
ord. Professor für öffentl. Recht an der Universität Kiel;
Bundesminister der Justiz 1996-98
1941 | Am 8.Okt.1941 in Berlin geboren; Vater: Konteradmiral Friedrich Traugott S., Mutter: Carla geb. Freiin v. Frydag; |
1943 | Übersiedlung der Familie nach Lüneburg |
1961 | Abitur am Johanneum in Lüneburg; Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Bonn , Lausanne und Kiel |
1966 | Erste juristische Staatsprüfung in Schleswig |
1968 | Heirat mit Marion v. Arnim; (aus der Ehe gingen vier Kinder hervor) |
1969 | Promotion und zweite juristische Staatsprüfung in Hannover; Tätigkeit in der Kommunalverwaltung in Göttingen |
1976 | Habilitation in Göttingen |
1977 | Dozent an der Universität Göttingen; Professor an der Universität Münster |
seit 1984 | Ordentlicher Professor für Öffentliches Recht an der Christian-Albrechts- Universität zu Kiel mit Schwerpunkt Staats- und Kommunalrecht |
1984-91 | Richter an zwei Oberverwaltungsgerichten |
1993-94 | Richter am Verfassungsgerichtshof in Sachsen |
seit 1984 | Mitglied der FDP, bis 1989 verschiedene Ämter im Kreisvorstand der FDP in Kiel und im Landesvorstand Schleswig- Holstein |
seit 1994 | Mitglied des Deutschen Bundestages (bis 2002) |
seit 1997 | Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche Deutschlands |
1996-98 | Bundesminister der Justiz |
Veröffentlichungen:
- Die Pflicht zur Geschlossenheit der kollegialen Regierung 1973;
- Zur Verfassungsmäßigkeit von Kreisumlagesätzen 1977;
- Kommunale Organisationshoheit 1979;
- Die Einrichtungsgarantien der Verfassung 1979;
- Kommunalrecht 1982;
- Gemeindliches Eigentum an Meereshäfen 1985;
- Reformüberlegungen für die Landessatzung Schleswig-Holstein 1988;
- Handbuch des kommunalen Finanz- und Haushaltsrechts (mit J. Makswit) 1991;
- Das Ausländerwahlrecht vor dem Bundesverfassungsgericht (mit J. Isensee) 1993.
Prof. für Volkswirtschaftslehre,
Politiker
1945 | geb. am 15. Januar 1945 in Hohensalza/Westpreußen bei Bromberg (heute Inowroclaw) als Sohn des Arztes Dr. Erhard Haase (vermisst) und seiner Ehefrau Ella (Lehrerin) |
1955- 64 | Besuch des Johanneums in Lüneburg bis zum Abitur |
1964 | Studium der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der FU Berlin |
1967 | Diplomvolkswirt |
1976 | Promotion |
1977-90 | Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Osteuropa- Institut der FU Berlin |
seit 1983 | Mitglied im Berliner Abgeordnetenhaus (CDU- Fraktion) |
1987 | Habilitation an der FU Berlin |
1990 | Professor für Volkswirtschaftslehre an der ESCP- EAP Europäische Wirtschaftshochschule Berlin |
1991 | Senator für Verkehr und Betriebe in der Großen Koalition unter dem regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) |
1995-99 | Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses |
1999 | Prorektor der ESCP- EAP Europäische Wirtschaftshochschule Berlin |
2000 | Rektor der ESCP- EAP Europäische Wirtschaftshochschule Berlin |
- Präsident der Studienstiftung des Abgeordnetenhauses von Berlin
- Verein für Sozialpolitik
- Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde
Dr. Herwig E. Haase ist verheiratet, hat 2 Kinder und 2 Enkelkinder.
Veröffentlichungen:
- Hauptsteuern im sozialistischen Wirtschaftssystem 1980Development Trends in the GDR Economy during the 1980s (1980)
- Das Wirtschaftssystem der DDR . Eine Einführung (1990, 2. Aufl.)
Professor für Klassische Archäologie
1945 | Ulrich Sinn wird am 4.10. 1945 in Bad Bevensen (bei Lüneburg) geboren |
1956- 65 | Besuch des Johanneums in Lüneburg bis zum Abitur |
1965- 67 | Bundeswehr |
1967- 68 | Studium der Pädagogik in Karlsruhe; anschließend Studium der Klassischen Archäologie, Alte Geschichte, Kunstgeschichte überwiegend in Freiburg i.Br.; Studienaufenthalte in Athen und in Olympia |
1975 | Promotion bei Prof. W. H. Schuchardt (Die ‚Homerischen’ Becher. Hellenistische Reliefkeramik aus Makedonien) |
1976-79 | Referent am Deutschen Archäologischen Institut Athen; Mitwirkung an Ausgrabungen im Heraion von Samos |
1979-84 | Wissenschaftlicher Assistent am Archäologischen Institut der Universität Bonn |
1985-91 | Referent am deutschen Archäologischen Institut als örtlicher Leiter der Grabungen in Olympia; Lehrtätigkeit an verschiedenen internationalen Institutionen in Athen |
1989 | Habilitation an der Universität Bonn (Die griechischen Heiligtümer als Stätten der Hikesie) |
1992- 94 | Professor für Klassische Archäologie an der Universität Augsburg seit 1994 Inhaber des Lehrstuhls für Klassische Archäologie an der Universität Würzburg und Leiter des Martin von Wagner Museums |
seit 2003 | Vizepräsident der Universität Würzburg |
Veröffentlichungen:
- Zahlreiche Veröffentlichungen u.a.: Olympia. Sport, Kult und Fest in der Antike , Bayrisches Fernsehen 2001
- Das antike Olympia. Götter , Spiel und Kunst. C.H. Beck München 2004
Theologe, Evangelischer Landesbischof in Baden
1949 | Ulrich Fischer wurde am 11. 2. 1949 in Lüneburg als Sohn eines Volksschulrektors geboren und wuchs in Stelle ( Kreis Harburg) auf. |
1959- 60 | Nach der Volksschule in Stelle (1955-59) Besuch des Johanneums in Lüneburg |
1960- 67 | Besuch des Gymnasiums in Winsen bis zum Abitur; anschließend Grundwehrdienst |
1969- 72 | Studium der Evangelischen Theologie in Göttingen und Heidelberg |
1973 | Heirat mit der Lehrerin Brigitte, geb. Valeske; das Ehepaar hat drei Töchter |
1976 | Promotion zum Dr. theol., anschließend Lehrvikariat |
1977 | Zweites theologisches Examen |
1977- 79 | Pfarrvikar in Sandhausen |
1979- 89 | Gemeindepfarrer in Heidelberg- Kirchheim |
1989- 95 | Landesjugendpfarrer der Evangelischen Landeskirche in Baden |
1996- 98 | Dekan des Kirchenbezirks Mannheim |
1997 | Am 25.7. 1997 erfolgte die Wahl zum Landesbischof der Evangelischen Kirche in Baden als Nachfolger von Klaus Engelhardt; die Amtseinführung fand am 31.3.1998 statt. |
Bischof Dr. Ulrich Fischer setzte sich für ansprechende Formen des Gottesdienstes ein, zum Beispiel so genannte “Thomasmessen” für Menschen, die der Kirche ferner stehen, und machte Gestaltungsvorschläge für Gottesdienste (verschiedene Veröffentlichungen im Calwer Verlag). Er bezeichnete es als wichtige Aufgabe der Kirche, sich besonders um die Armen zu kümmern und gründete die Initiative “Solidarischer Lohn- ökumenisches Teilen” für gerechtere Besoldungsstrukturen in der Kirche.
Am 21. Oktober 2020 starb Ulrich Fischer in Karlsruhe.
Ruderin, Weltmeisterin
geb. 1986 in Lüneburg
2005 Abitur am Johanneum Lüneburg, Studium der Medizin in Saarbrücken,
2006-2019 Mitglied Nationalmanschaft Rudern (DOSB, DRV)
2016-2021 Studium Lehramt Biologie/ Sport Sek I + II
seit 2021 Referendarin Lehramt Sek I und II, Sport und Biologie in Bremen
Sportliche Erfolge (Auswahl):
Olympische Spiele
6. Platz 2012 Leichtgewichts-Doppelzweier in London, mit Lena Müller
Weltmeisterschaften
Gold 2015 Leichtgewichts- Doppelvierer, Aiguebelette /Frankreich; mit Katrin Thoma, Leonie Pieper, Lena Müller
Bronze 2013 Leichtgewichts-Doppelzweier, Chungju/ Südkorea; mit Lena Müller
Gold 2010 Leichtgewichts-Doppelvierer in Lake Karapiro/ Neuseeland; mit Lena Müller, Daniela Reimer, M.-L. Dräger
Silber 2010 Leichtgewichts-Doppelzweier in Lake Karapiro/ Neuseeland; mit Daniela Reimer
Weltmeisterschaften U 23
Gold 2008 Leichtgewichts- Doppelzweier, Beetzsee / Brandenburg, mit Julia Kröger
Bronze 2007 Leichtgewichts-Einer in Strahtclyde/ Schottland
Europameisterschaften
Gold 2016 Leichtgewichts-Einer, Beetzsee/ Brandenburg
Silber 2014 Leichtgewichts-Doppelzweier in Belgrad/Serbien; mit Lena Müller
Silber 2013 Leichtgewichts-Doppelzweier in Sevilla/ Spanien; mit Lena Müller
Bronze 2010 Leichtgewichts-Doppelzweier in Montemor-O-Velho/ Portugal; mit Daniela Reimer
Weltcup
1. Platz 2013 Leichtgewichts-Doppelzweier, 2. WC in Eton/ Großbritannien; mit Lena Müller
2. Platz 2011 Leichtgewichts-Doppelzweier, 2. WC in Hamburg; mit M.-L. Dräger
2. Platz 2009 Leichtgewichts-Doppelzweier, 2. WC in München; mit M.-L. Dräger
1. Platz 2009 Leichtgewichts-Doppelzweier, 1. WC in Banyoles/ Spanien; mit M.-L. Dräger
Deutsche Meisterschaften
Gold 2014 Doppelvierer in Eschwege (dt. Großbootmeisterschaft)
Gold 2014 Doppelzweier in Eschwege (dt. Großbootmeisterschaft)
Gold 2014 Leichtgewichts- Einer in Köln (Dt. Kleinbootmeisterschaft)
Gold 2013 Doppelvierer in Münster (dt. Großbootmeisterschaft)
Gold 2013 Doppelzweier in Münster (dt. Großbootmeisterschaft)
Gold 2011 Leichtgewichts-Doppelzweier in Brandenburg
Gold 2010 Doppelvierer in München (dt. Großbootmeisterschaft)
Sportlerin des Jahres: 2010 Saarland
Anja Noske ist seit 2013 Botschafterin der DOSB-Kampagne “Sterne des Sports” im Saarland und engagiert sich im Rotaract Club Saarbrücken für soziale Projekte (2014 Club- Mitgliedschaft).
Autor: Gerhard Glombik