Hinschauen statt Wegsehen – Zivilcourage lernen im Klassenraum

Parallel zu den „Lüneburger Wochen gegen Rassismus“ nahm der gesamte 7. Jahrgang in der Woche vom 17. bis 21. März 2025 klassenweise an einem Workshop des Schauspielkollektivs Neues Schauspiel Lüneburg teil. Dieser lieferte unter anderem Antworten auf die Frage: „Was kann ich tun, wenn ich bemerke, dass eine Person rassistisch, diskriminierend, fremdenfeindlich oder gewalttätig behandelt wird?“

Nach einem theoretischen Einstieg, in dem zentrale Begriffe wie „Gewalt“, „Diskriminierung“, „Rassismus“, „Fremdenfeindlichkeit“ und „Rechtsextremismus“ definiert und voneinander abgegrenzt wurden, ging es um die Leitfrage:
„Was ist Zivilcourage – und in welchen Situationen ist sie gefordert?“

Anschließend setzten sich die Lernenden mit konkreten Fallbeispielen auseinander:
„Drei junge Männer verprügeln einen alten Mann“,
„Jugendliche machen sich im Bus über ein Mädchen mit körperlichen Einschränkungen lustig“,
„Eine Person sagt zu einer anderen in der Klasse das N-Wort“,
„Ein Betrunkener belästigt ein Mädchen/eine Frau“ –
diese und weitere Szenarien sollten auf einer Skala von 0 bis 100 hinsichtlich ihrer Schwere bewertet werden. Die Diskussionen darüber waren lebhaft und lehrreich. Dabei erfuhren die Schüler:innen auch, welche Verhaltensweisen strafrechtlich relevant sind.

Ein Filmausschnitt, der eine gewaltsame Handlung auf einem öffentlichen Platz zeigte, bot den Anlass für ein weiteres Gespräch. Zentrale Frage war hier:
„Warum wird dem Opfer in dieser Situation zunächst nicht geholfen?“

Im nächsten Schritt widmeten sich die Teilnehmenden der praktischen Leitfrage des Workshops:
„Was kann ich in solchen Situationen konkret tun?“
Dabei wurde betont, dass jede Person in der Lage ist, Hilfe zu holen – etwa durch das Ansprechen anderer Personen oder das Informieren von Polizei und Rettungsdienst.

In Übungen zur Körpersprache erfuhren die Schüler*innen, wie wichtig etwa Blickkontakt oder ein aufrechter Gang sein können. Deutlich wurde dabei: Eine neutrale Körpersprache ist oft die beste Wahl. Neben verschiedenen Möglichkeiten, das Opfer aus der Situation zu befreien, wurde auch die Methode der paradoxen Intervention vorgestellt – also der Einsatz unerwarteter, irritierender Reaktionen.

Die erarbeiteten Handlungsoptionen wurden fortlaufend auf neue Fallbeispiele angewendet. So konnten die Teilnehmenden zunehmend auch in komplexeren Situationen das Gelernte in kleinen Rollenspielen umsetzen.

Ein besonderer Höhepunkt war das Einüben und Vorspielen selbstgewählter Situationen in Kleingruppen. Hier zeigte sich eindrucksvoll, wie vielfältig die Handlungsstrategien waren, die die Lernenden im Verlauf des Workshops kennengelernt hatten. Dass sich alle auf ihre individuelle Weise einbringen konnten, war für die Gruppen ein großer Gewinn.

In einer weiteren Übung setzten sich die Schüler*innen verbal mit problematischen Aussagen wie „Mädchen können kein Mathe“, „Männer weinen nicht“ oder „Arme Menschen sind faul“ auseinander. Diese Übung bot eine gute Gelegenheit, argumentatives Handeln zu trainieren und sprachliche Strategien gegen Vorurteile zu entwickeln.

Zum Abschluss wurden zentrale Handlungsmöglichkeiten im Umgang mit rassistischem, diskriminierendem, fremdenfeindlichem oder gewalttätigem Verhalten zusammengetragen. So erhielten alle Teilnehmenden einen Überblick über konkrete Strategien, um im Alltag couragiert handeln zu können.

Alle Beteiligten empfanden die Workshops als äußerst bereichernd, lehrreich und wertvoll für den Alltag.

Ein herzlicher Dank gilt der Lüneburger Bürgerstiftung, die mit ihrer großzügigen finanziellen Unterstützung die Durchführung der Workshops ermöglicht hat. Ebenso danken wir dem engagierten Team des Schauspielkollektivs Neues Schauspiel Lüneburg, das mit viel Einsatz zum Erfolg der Veranstaltung beigetragen hat.

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