Früh morgens standen wir auf, noch halb übermüdet, um in den Zug nach Hannover steigen zu können sowie die einstündige Zugfahrt und die Wirren des Landtagsgebäudes zu überwinden. Doch die Anreise hatte sich schon gelohnt als wir den Plenarsaal im Nebengebäude betreten haben und die Debattanten zum ersten Mal gesehen haben; ihre Aufregung war ihnen ins Gesicht geschrieben, man wusste sofort: Jeder wird sich größte Mühe geben. Und als die etlichen Reden von Funktionären und wichtigen Menschen vorbei waren, fing das an wofür wir gekommen waren, die Debatten.
Matthea, Levi und ich schauten dann der ersten Debatte zu, gehalten von der für uns wichtigsten Person an diesem Tage, Ricarda, welche bereits den Regionalentscheid gewann, zweite im Schulentscheid geworden war und auf unsere Schule in unseren Jahrgang geht. Sobald die ersten Sätze der ersten Debatte gesprochen worden waren, erkannte man wieso Ricarda und all die anderen Debattanten, dahin gekommen waren wo sie nun einmal sind, zum Landesentscheid.
Die Artikulation, das Fachwissen, die Strukturiertheit in den Debatten war beeindruckend – das Regionalsieger-Seminar hat seine Spuren hinterlassen. Die Kunst des Debattierens liegt, denke ich, jedoch woanders als pures Fachwissen und Fachsprache, es geht viel mehr darum seine tiefe komplizierte Recherche, präzise und sinnvoll gekürzt an die Hörenden weiterzugeben, sodass diese sich eine fundierte Meinung bilden können.
Doch zurück zu den Debatten: In der ersten Debatte drehte es sich um die Streitfrage, ob in der Sekundarstufe I die Klassengrößen erhöht werden sollen, auch wenn man sich schon bei dem ersten Hören der Streitfrage eine Vorab-Meinung gebildet hat, erkannte man schnell, dass sich die Debattanten stark in das Thema eingelesen haben. So auch beim zweiten Thema der Vorrunde: Sollen ARD und ZDF auf den Erwerb von Fußball-Übertragungsrechten verzichten? Man durfte natürlich nicht sprechen, essen oder trinken, die Konzentration sollte bei den Debatten sein und das war sie auch, sogar so sehr, dass man nach der eigentlichen Debatte, als wir auf die Rückmeldungen der Jury gewartet haben, über die Streitfragen und einzelne Argumente diskutiert haben – die Debatten waren fesselnd und hinterließen ihre Spuren.
Nach den ersten Debatten wusste jeder, dass es bessere und schlechtere gab, aber die Qualität der Debatten war so hoch, dass man es vielleicht mit dem Rennsport vergleichen kann: Am Ende eines Grand Prix gibt es einen Gewinner und einen Verlierer, aber jeder vor dem Bildschirm weiß: Ich könnte es nicht besser. Ricarda hat es leider nicht in das Bundesfinale geschafft, aber dennoch eine tolle Leistung gezeigt! Wir sind sehr stolz auf Ricarda und freuen uns auf das nächste Jahr!
Jaak Schmidt